Neith

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Haupt-Kultort: Sais (Unterägypten)

Verkörperung: mit der roten Königskrone Unterägyptens oder ihrem Eblem (zwei Pfeile in einem Köcher) geschmückte Frau

Die Göttin Neith, deren Hauptkultort im unterägyptischen Sais liegt, ist eine der wenigen ägyptischen Schöpfergottheiten und ist in dieser Funktion androgyn.

"Zwei Drittel ihrer Person sind männlich und ein Drittel weiblich... Das zweifache Land frohlockt, denn seine Herrin, Gott und Göttin, leuchtet über ihm."

Zahlreiche Texte berichten von diesem Schöpfungsmythos und die vollständigste befindet sich an den Tempelwänden von Esna. Dort jedoch teilt sie sich ihre Aufgabe mit dem widderköpfigen Gott Chnum.

Sie wird auch oft als "die große Urmutter" bezeichnet, die der Sonne und dem Universum das Leben schenkt. Am Anfang aller Zeiten manifestiert sie sich als Kuh, Ihet, die auf dem Urozean treibt und erschafft 30 Gottheiten, die ihr bei der Schöpfung assistieren sollen. Diesen erklärt sie auch, daß sie eine besondere Gottheit, nämlich die Sonne erschaffen werden:

"Heute wird ein erhabener Gott erscheinen. Wenn er sein Auge öffnet, wird es Licht werden. Wenn er es schließt, erscheint die Finsternis. Die Menschen werden seinen Tränen entspringen und die Götter dem Speichel seiner Lippen. Ich werde ihn stark machen durch meine Stärke, ich werde ihn leuchend machen durch mein Licht, ich werde ihn mächtig machen durch meine Macht... Denn es ist mein Kind, aus mir hervorgegangen, und er wird der König aller Länder sein auf ewig. Ich werde ihn beschützen und ihn in meinen Armen bergen, daß nichts ihn anfechten kann. Ich werde euch seinen Namen sagen: Des Morgens wird er Chepre sein, Atum am Abend, und er wird der strahlende Gott sein, jeden Tag für alle Ewigkeit unter diesen seinen Namen Re."

So entwickelte sich die Schöpfung, doch eines Abends findet Re seine Mutter nicht und beginnt zu weinen. "Und die Menschen entsprangen aus seinen Tränen." Nachdem er sie gefunden hatte, beginnt ihm der Speichel aus dem Mund zu laufen. "Und die Götter entstanden aus seinem Speichel." Ein andernmal war es Neith, die aus Versehen in den Urozean spuckte. Angewidert wiesen die Götter diesen Auswurf zurück: Da wurde er zu einer hundert Ellen langen Schlange, die man Apophis nannte." Etwas später entstand Thot: "Er entsprang dem Herzen des Re in einem Moment der Traurigkeit."

So haben am Ende der Geschichte alle Elemente der Schöpfung ihren Platz gefunden, woraufhin Neith beschließt, sich nach Sais zurückzuziehen. Sie verwandelt sich zurück in die Kuh Ihet und nimmt Re zwischen ihre Hörner, um ihn vor Apophis zu schützen.

Aber Neith erscheint nicht nur als Schöpfergöttin sondern auch in den verschiedensten anderen Rollen: z.B. als Bogenschützin oder als Schutzpatronin der Weber und der Wissenschaft. Sie ist die weise Ratgeberin der Götter und schon allein ihr Name beschwört die Vernunft und die Weisheit herauf. Auch ist sie die Mutter des Krokodilgottes Sobek und agiert im Jenseits: zusammen mit Isis, Nephthys und Selket wacht sie über die Verstorbenen und die Kanopen mit dessen einbalsamierten Eingeweiden - besonders über den Magen.