Die ägyptische Zeitrechnung Die Monatsnamen
Sonnen- und Mondfinsternisse  




Die ägyptische Zeitrechnung

Der ägyptische Kalender besteht aus drei Jahreszeiten zu je vier 30tägigen Monaten sowie fünf Zusatztagen (griechisch Epagomenen) und hat somit 365 Tage im Jahr ohne Schalttage. Die Ägypter sind das einzige Volk, daß bereits 3000 v. Chr. einen abstrakten Kalender hervorgebracht hat, der nicht mehr von der Natur, vor allem dem Mond, abhängig war. Alle Kalender der übrigen frühen Kulturen beruhen auf dem Mondumlauf, wobei zwölf Umfläufe auf ein Sonnejahr fallen.

Es war immer ein Hauptproblem die schwankenden Mondmonate (mit 29 und 30 Tagen) in Übereinstimmung mit dem Sonnenjahr zu bringen. Die Lösung bestand hier aus dem gelegentlichen Einschalten eines 13. Monats. Da der Jahresbeginn stets durch unregelmäßig eintretende Ereignisse bestimmt wurde, wie etwa der erste Schnee, das Sprießen der Saaten oder das Steigen der Flut des Nils, war man sich in der Frühzeit noch nicht der genauen Länge des Jahres bewußt. Waren also die zwölf Mondmonate vergangen und das erwartete Ereignis, daß den Jahresanfang einläutete, blieb noch aus, wurde ein weiterer Monat angehängt. Dieser Schaltmonat, gewöhnlich eine Wiederholung des letzten Kalendermonats, wurde vielfach als außerhalb der Ordnung stehend angesehen - eine Zeit, in der Dämonen ihr Unwesen trieben. Dies ist vermutlich die Ursache für die Bedeutung der Zwölfzahl und die abergläubische Furcht vor der Dreizehn.

In späterer Zeit wurde der Jahresanfang durch genauere Daten festgelegt, wie beispielsweise die Aufgänge bestimmter Sterne. Es wurde nun auch versucht, die Schaltung zum dreizehnten Monat regelmäßig anzusetzen, aber leider mit wenig Erfolg. Um diese Schwierigkeiten zu beseitigen, ließ Julius Cäsar im Jahr 45 v. Chr. einen neuen, vom Mond unabhängigen Kalender einführen, den julianischen Kalender, der sich - nach einer verhältnismäßig geringfügigen Korrektur durch die Reform Papst Gregors XIII. - heute überall auf der Erde durchgesetzt hat. Dabei hat auch der ägyptische Kalender Pate gestanden, den die hellenistischen Astronomen wegen seiner Vorteile gegenüber den unregelmäßigen Mondkalendern bewunderten.

Nun gibt es aber einen entscheidenden Fehler im ägyptischen Kalender, den man aber bei seiner Einführung in der Frühzeit noch nicht bemerken konnte: sein Jahr war gegenüber dem Sonnenjahr um etwa einen Vierteltag zu kurz, was zur Folge hatte, daß sich seine Daten alle vier Jahre um einen Tag verschoben. Diese Verschiebung bewirkte, daß seine "Jahreszeiten" (Überschwemmung, Sprießen, Hitze) bald ihre ursprüngliche Bedeutung verloren und nach 700 Jahren die Nilüberschwemmung nicht mehr in die Monate der Überschwemmungsjahreszeit und die Hitzejahreszeit nicht mehr in den Sommer fielen. Nur alle 1460 Jahre stimmten diese Jahreszeiten vorübergehend wieder überein. Jedoch haben die Ägypter an ihrem Kalender festgehalten und der Versuch einer Reform unter dem makedonischen König Ptolemäos III. schlug fehl. Erst durch die römische Herrschaft konnte sich diese Reform durchsetzen, bei der alle vier Jahre ein sechster Epagomenentag eingeschoben wurde. Dies wurde als sog. Alexandrinische Kalender, der bei den ägyptischen Christen (Kopten) noch bis zur Gegenwart in Gebrauch blieb, bezeichnet. In den Tempeln aber wurde der alte ägyptische Kalender noch bis ins 2. nachchristliche Jahrhundert verwendet.

Durch das Einsetzen der "Jahreszeiten" beim ägyptischen Kalender, wissen wir, daß er zur Zeit seiner Einführung mit dem Naturjahr übereingestimmt haben muß. Ebenso beweist das Schriftzeichen für "Monat", eine liegende Mondsichel, daß auch die Ägypter einmal einen Mondkalender besaßen. Schon zu Beginn der geschichtlichen Zeit aber war den Bewohnern des Niltales der heliakische Frühaufgang des Sirius bekannt. Das ist der Tag, an dem nach mehr als zweimonatiger Abstinenz das Wiedererscheinen dieses besonders hellen Fixsterns im Juli unmittelbar vor Sonnenaufgang erstmals wieder beobachtet werden kann. Da der aufgehende Stern damals etwa mit dem Beginn des Steigens der Nilflut zusammenfiel, hielt man ihn für eine Göttin (Sothis) die die Überschwemmung bringt und das neue Jahr ankündigt. Neujahr war der erste auf das Erscheinen des Sothissterns folgende Neumond. War die Sothis nach zwölf Mondmonaten noch nicht wieder zurückgekehrt, so wurde ein Monat eingeschaltet. Diesen ursprünglichen Mondkalender hat man im Kult noch lange nach der Einführung des 365tägigen Wandeljahres beibehalten und man beobachtete zu religiösen Zwecken und für die Bedürfnisse der Landwirtschaft auch weiterhin das Erscheinen des Sirius.

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Die Monatsnamen

Die Monaten werden innerhalb der Jahreszeiten durchgezählt und erst spät nach Festen benannt. Die Monatsnamen haben sich in griechischer und koptischer Form erhalten. Ihre Bezeichnungen sind:

I. "erster Monat der Überschwemmung (achet)" griechisch: Thot
II. "zweiter Monat der Überschwemmung" griechisch: Phaophi
III. "dritter Monat der Überschwemmung" griechisch: Athyr
IV. "vierter Monat der Überschwemmung" griechisch: Choiak
V. "erster Monat des Sprießens (peret)"  griechisch: Tybi
VI. "zweiter Monat des Sprießens" griechisch: Mechir
VII. "dritter Monat des Sprießens" griechisch: Phamenoth
VIII. "vierter Monat des Sprießens" griechisch: Pharmuthi
IX. "erster Monat der Hitze (schemu)" griechisch: Pachon
X. "zweiter Monat der Hitze" griechisch: Payni
XI. "dritter Monat der Hitze" griechisch: Epiphi
XII. "vierter Monat der Hitze" griechisch: Mesore

Zum besseren Verständnis und Vergleich mit unserer Zeitrechnung sind die Monate mit römischen Zahlen angeführt. In Klammern befinden sich die Namen der drei Jahreszeiten (achet - projet - schemu).

Achet
Achet - "Die Überschwemmung"
Peret
Peret - "Die Aussaat"
Schemu
Schemu - "Die Hitze" (Ernte)

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Sonnen- und Mondfinsternisse

Leider gibt es keine erhaltenen ägyptischen Dokumente über beobachtete Sonnen- oder Mondfinsternisse. Daß es solche Ereignisse aber sehr wohl gegeben hat, zeigen uns beispielsweise Texte mit Zaubersprüchen: "damit der Himmel den Mond nicht verschlingen möge." Den Mond oder die Sonne zu "verschlingen" scheint demnach ein ägyptischer Ausdruck für eine Finsternis gewesen zu sein.

Es existiert ein demotischer Papyrus aus der Ptolemäerzeit, auf dem ein Priester berichtet, der an der Balsamierungsstätte eines gerade erst verstorbenen Königs Psammetik den Text eines magischen Schutzbuches abschrieb. Aus diesem Bericht geht hervor, daß man etwa zur gleichen Zeit in Daphnai, dem Heimatort des Priesters, eine Sonnenfinsternis beobachten konnte. "In Daphnai, meiner Stadt, habe ich gehört, daß der Himmel die Sonnenscheibe verschlang."

In der Inschrift des Hohepriesters Osorkon, Sohn des Königs Takelot II. gibt es möglicherweise die Erwähnung einer Mondfinsternis - ob diese aber tatsächlich auftrat, ist umstritten.. An der fraglichen Stelle wird über den Ausbruch von Unruhen zur Zeit dieses Herrschers berichtet: "Danach im Jahr 15, am 25. XII., unter Regierung seines erhabenen Vaters..., nicht hatte der Himmel den Mond verschlungen, da entstand großes Unheil in diesem Land." Leider wird in diesem Text unmißverständlich darauf hingewiesen, daß der Mond den Himmel nicht verschlungen habe. Es handelt sich hierbei wohl eher um eine mythologische Anspielung und der Text wollte nur besagen, daß die Unruhen - trotz dem fehlenden drohenden Omen einer Mondfinsternis - stattgefunden hatten.

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