(Cyperus papyrus)

Wappenpflanze Herstellung
Verwendung Historische Papyri




Wappenpflanze

Papyrus (Cyperus papyrus)
Bildquelle links: "Ägypten - Schatzkammer der Pharaonen"

Der Papyrus ist die Wappenpflanze von Unterägypten und das ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, daß diese Pflanze besonders in den Deltasümpfen weit verbreitet war. Heute ist ihr Bestand auf einige kleine Gebiete beschränkt, wo sie eigens zur Herstellung von "Touristen-Papyri" angepflanzt wird. Da Papyrus auf dem schweren schwarzen Nilschlamm hervorwuchs, sah man in ihm die Pflanze, die einst auf dem Urhügel der Schöpfung gedieh. Als Symbol für für Jugend oder Freude - das Hieroglyphenzeichen bedeutete "gedeihen" und "grün" - eignete sich der Papyrus insbesondere als Gabe an die Göttin Hathor und der Papyrus-Stengel als magisches Zepter für eine Reihe von Göttinnen, so auch die Katzengöttin Bastet.

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Herstellung

Herstellung von Papyrus-Blättern
Bildquelle rechts: "Ägypten - Schatzkammer der Pharaonen"

Zur Herstellung von Papyrus-Blättern wurden die frischen dreikantigen Stengel geschält und das Mark in dünne Längsstreifen geschnitten. Eine "Seite" war für gewöhnlich nicht länger als eine "kurze Elle". Die Streifen wurden dan mit einem Hammer bearbeitet, um die Fasern aufzubrechen und zu glätten. Im nächsten Schritt wurden einzelne Streifen parallel nebeneinander und eine zweite Lage im rechten Winkel darüber gelegt. Durch Schlagen oder Pressen verklebten sich die beiden Lagen miteinander. Entgegen der volkstümlichen Meinung wurden die Streifen nicht miteinander verwoben. Während des Trocknens beschwerte man das Blatt mit einem Gewicht. Die einzelnen Papyrus-Blätter konnten zu einer Rolle zusammengeklebt werden, die in der Regel aus 20 Blättern bestand. Es konnten jedoch auch mehrere Rollen zusammengefügt werden, wenn ein längeres Dokument entstehen sollte.

Die Papyrus-Rolle wurde gewöhnlich so entrollt, daß die Innenseite mit den horizontal verlaufenden Markfasern (Recto) zuerst beschriftet wurden. Die Außenseite (Verso) - mit vertikalem Faserverlauf - bliebt oft leer und diente zuweilen ärmeren Leuten, die nur Zugang zu gebrauchtem Papyrus hatten, als Schreibmaterial. Nicht mehr benötigte Papyri wurden gelegentlich zur Herstellung von Kartonage verwendet, und manch wertvoller Text bliebt dank dieser Wiederverwendung erhalten. Papyrus wurde während der gesamten griechisch-römischen Zeit udn auch in islamischer Zeit noch so lange verwendet, bis die Kunst der Papierherstellung aus Stoffresten (Leinenhadern) im 8./9. Jh. n. Chr. aus dem Fernen Osten eingeführt wurde.

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Verwendung


Papyrusrolle
Bildquelle: "Lexikon des alten Ägypten" von Shaw/Nicholson

Die geernteten Papyrus-Stengel ließen sich auf vielfältige Weise verwenden, etwa zur Herstellung von Seilen oder zum Abdichten von Schiffen, wozu man in nachpharaonischer Zeit dann jedoch zunehmend Espartogras (Carthago spartaria) benutzte. Man konnte sie auch zu Booten oder Nachen zusammenbinden, um damit auf die Jagd zu gehen. Die Stengel sogen sich jedoch nach und nach mit Wasser voll und die Boote mußten schließlich ersetzt werden.

Dank dieser Eigenschaft eignete sich die Pflanze andererseits als papierähnliches Schreibmaterial, das ebenfalls als Papyrus bezeichnet wird. Ägyptologen bennanten einzelne Papyri häufig nach dem neuzeitlichen Besitzer oder Finder. Wann Papyrus zum ersten Mal verwendet wurde, ist unbekannt, die ältesten erhaltenen (unbeschriebenen) Blätter stammen allerdings aus dem Grab des Hemaka (um 2950 v. Chr., 1. Dyn.) in Saqqara.

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Papyrusernte - Relief, Grab von Nefer und Kahai, 5. Dynastie, Saqqara
Bildquelle: "Alltag im alten Ägypten" von Manfred Reitz



Historische Papyri

Papyrus Abbott
Name eines P. mit Verhandlungen über Grabräberei aus dem 16. Jahr Ramses IX. Der P. wurde 1857 in Kairo von einem Dr. Abbott gekauft, wodurch er seinen Namen erhalten hat. Seine Herkunft ist unbekannt. Er ist 2,18 m lang und 42,5cm breit und befindet sich jetzt im British Museum.

Papyrus Abusir
Dieser P. stammt aus der 5. Dynastie und enthält die ältesten Verwaltungsakten Ägyptens, die uns erhalten geblieben sind. Er stammt aus dem Tempelarchiv der Pyramidenanlagen in Abusir und enthält unter anderem Dienstpläne der Totenpriesterschaft, Inventarverzeichnisse und Rechnungsbelege zu Produktanlieferungen.

Papyrus Amherst
Name eines P. von etwa 2 ½ m Länge der Verhandlungen gegen Räuber des Grabes Königs Sobekemsaf enthält, früher im Besitz des Lord Amherst of Hackney, wodurch er seinen Namen erhalten hat. Jetzt gehört er der Pierpont Morgan Library in New York. Der P. enthält nur die untere Hälfte einer Rolle, die obere Hälfte wurde 1935 von Capart im Inneren einer kleinen hölzernen Totenfigur gefunden und befindet sich jetzt in Brüssel.

Papyrus Beatty V, BM 10685
Dieser med. P. wurde 1928 in Deir el-Medina gefunden und stammte aus dem Familienarchiv des Schreibers Qen-her-chepeschef. Er wurde in der 19. Dynastie abgefasst und ist heute im British Museum in London zu sehen. Der dritte Teil des Papyrus Chester Beatty V enthält das „Buch für die Beschwörung des halben Kopfes“ (Migräne?). Die Rezepte sind fast ausschließlich magischer Natur.

Papyrus Beatty VI, BM 10686
Dieser medizinische P., ebenfalls aud dem Familienarchiv des Qen-her-chepeschef, befaßt sich in erster Linie mit Erkrankungen des Afters. Anfang und Ende des P. sind stark beschädigt. Er ist 21cm hoch und 1,35 m lang. Die Erstausgabe erschien 1935 in London durch Alan H. Gardiner: „Hieratic Papyri in the British Museum. Third Series: Chester Beatty Gift“.

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Papyrus Beatty VII, BM 10687
Dieser Papyrus enthält auf der Vorderseite zahlreiche Sprüche gegen Skorpionstiche sowie eine Anweisung zur Untersuchung eines Skorpionsstiches.

Papyrus Beatty VIII, BM 10688
Dieser P. wurde ebenfalls in Deir el-Medineh gefunden und enthält magisch-religiöse Texte und ein Rezept.

Papyrus Beatty XV, BM 10695
Dieser Papyrus besteht nur aus einer sehr gut erhaltenen Seite. In den Zeilen 5-9 werden zwei Rezepte genannt, um den „Durst im Mund“ zu stillen.

Papyrus Berlin 3027
Wurde im 16. Jahrhundert v. Chr. verfasst. Er ist die älteste Kinderheilkundliche Schrift der Medizingeschichte. Der Übersetzer dieses Textes gab ihm den Titel "Zaubersprüche für Mutter und Kind".

Papyrus Berlin 3038
Heinrich Brugsch fand diesen medizinischen P. bei Ausgrabungen in Saqqara in mehreren Metern Tiefe in einem Gefäß. Der Papyrus ist etwa 1300 v. Chr. geschrieben worden und ist 20cm hoch und 5,20 m lang. Dieser P. ist reicher und interessanter als der Hearst.

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Papyri Brooklyn 47.218.48 und 47.218.85
Diese med. Papyri stammen vermutlich aus einem Archiv eines Tempels in Heliopolis und wurden in der 30. Dynastie verfasst. Sie werden heute vom Brooklyn Museum in New York aufbewahrt, wie ihr Name erkennen lässt. Sie sind 27cm hoch und max. 175cm lang. Anfang und Ende der Papyri fehlen, aber der erhaltene Mittelteil ist gut erhalten und weist nur wenige Fehlstellen auf. Die beiden Nummern oben beziehen sich jeweils auf die obere und untere Hälfte des Papyri, denn sie sind in zwei Teile geteilt worden. Der erste Teil des Textes handelt ausschließlich von der Beschreibung verschiedener Schlangen und ihren Bissen, der zweite Teil behandelt Heilmittel bzw. Rezepte gegen Schlangenbisse.

Papyrus Carlsberg Nr. VIII.
Ist ebenfalls nur in Bruchstücken vorhanden. Er enthält unter anderem Geburtsprognosen. Schwangerschaftsdiagnosen und Geschlechtsbestimmung des Embryos werden darin ebenfalls behandelt.

Papyrus D´Orbiney
Auch „Zweibrüdermärchen“ genannt, erzählt in märchenhafter Form den Versuch einer Frau, den Bruder ihres Mannes, der ihrer Verführung widerstanden hat, zu vernichten. Der Papyrus befindet sich in London und stammt aus der 19. Dynastie.

Papyrus Ebers
Medizinische P. der 1873 von Georg Ebers nach Leipzig gebracht wurde. Er ist der längste medizinische P., den wir haben (über 20 m) und wurde im 16. Jh. V. Chr. geschrieben. ER behandelt Krankheiten aller Art (darunter speziell auch Frauenkrankheiten) und enthält vor allem Sammlungen von Rezepten.

Papyrus Harris
Papyrus von 40,5 m Länge und 42,5cm Breite, 1855 in der Nähe des Tempels von Medinet Habu in Theben-West gefunden und von dem Engländer Harris gekauft, nachdem er seinen Namen trägt. Mit ihm wurden 4 andere Papyri gefunden, bei denen es sich vielleicht um den P. Abbot und andere Grabräuberprozeßakten gehandelt hat. Der P. Harris ist eine nach der Ermordung Ramses III. von seinem Nachfolger Ramses IV. zusammengestellte Liste der Zuwendungen, die Ramses III. den Tempeln des Landes hatte zukommen lassen. Außerdem enthält der P. einen historischen Abschnitt, in dem der Übergang von der 19. zur 20. Dynastie dargestellt wird. Der P. ist von größter Wichtigkeit für eine Untersuchung der wirtschaftlichen Lage in der Ramessidenzeit.

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Papyrus Hearst
Er wurde 1899 in Dair el Ballas (Oberägypten) von einem Araber ausgegraben. Seinen Namen hat er von Mrs. Phoebe Hearst, die ihn der Universität von Kalifornien vermachte. Etwa ein Drittel der Ebers-Texte findet sich auch im Hearst. Er ist 17 cm hoch und 3,5 m lang und zeitlich etwas früher datiert als der Ebers. 1905 wurde er erstmals in Leipzig veröffentlicht, als „The Hearst Medical Papyrus. Hieratic text in 17 facsimile plates in collotype with introduction an vocubulary by George A. Reisner“.

Papyrus Kahun (med.) VI.1
Der älteste uns bekannte Papyrus aus der Zeit König Amenemhet´ III. (ca. 1840 – 1792). 1898 von Sir Flinders Petrie bei Ausgrabungen gefunden und im selben Jahr von F. Griffith, London als „Hieratic Papyri from Kahun and Gurob“ erstveröffentlicht. Er umfaßt 17 Diagnosen über Frauenleiden an den Genitalien und 17 Einzeltexte, die Mittel aufzeigen, die die Empfängnis ermöglichen sollen oder Geburtsprognosen geben.

Papyrus Kahun (vet.) LV.2
Dieser veterinärmedizinische P. stammt aus dem MR (ca. 1800 v. Chr.) und enthält Reste eines Buches über Tierkrankheiten. Die Herkunft ist unbekannt.

Papyrus London BM 10059
Er liegt mit seinen wenigen echten Rezepten uns einen vielen Zaubersprüchen an der Grenze zwischen Medizin und Zauberei. Er wurde um 1350 v. Chr. aufgezeichnet und ist 17cm hoch und 2,10 m lang. Sein Anfang und sein Ende sind weggebrochen. Die Erstveröffentlichung erschient in Leipzig 1912, W. Wreszinski: „Der Londoner medizinische Papyrus“.

Papyrus Prisse
Der P. wurde von Prisse d´Avennes in Theben-West gekauft und der Bibliothéque Nationale in Paris übergeben. Die Schrift stammt wahrscheinlich aus der 13. Dynastie. Er enthält zwei Lehren: Das Ende der Lehre für Kagemni und die Lehre des Ptahhotep. Die Namen der angeblichen Verfasser sind aus dem AR bekannt und es besteht Grund anzunehmen, daß der Text tatsächlich aus dieser Periode stammt. Zur Lehre des Ptahhotep finden sich 5 Abschriften, bzw. Bearbeitungen des NR.

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Papyrus Edwin Smith
Dieser medizinische P. wurde zusammen mit dem P. Ebers 1862 in Theben gefunden. 1906 wurde er der New Yorker Historical Society übergeben, aber erst 1930 von J.H. Breasted übersetzt. Er stammt aus dem Jahr 1550 v. Chr. und ist 32 cm hoch und 4,70 m lang. Auf der Vorderseite befinden sich 17 auf der Rückseite fünf Kolumnen. Die Vorderseite enthält mit 48 Fällen das „Buch von den Wunden“.

Papyrus Ramesseum III und IV
Diese Fragmente einer Sammelhandschrift wurden 1896 von Quibell in einer Holzkiste auf dem Boden eines Schachtes im Ramesseum in Theben gefunden und stammt aus dem MR (ca. 1800 v. Chr.). Sie sind 26cm hoch, 1,8m lang und heute im British Museum in London zu bewundern. Sie enthalten verschiedene Rezepte und Zaubersprüche, vorwiegend für Frauen und Kinder sowie gegen Augenkrankheiten (nur Papyrus Ramesseum III). Die Texte sind in Kolumnen geschrieben und auf der Rückseite des P. wurde eine landwirtschaftliche Abrechnung niedergeschrieben. Nach J.W.B. Barns gehörten diese beiden Texte ursprünglich zu einer Papyrusrolle.

Papyrus Ramesseum V
Dieser med. P. ist 14cm hoch und 1m lang und wurde im MR, ca. 1900 v. Chr. abgefaßt. Der Fundort ist unbekannt. Sowohl der Anfang als auch das Ende fehlen und nur die Vorderseite ist beschrieben. Sie enthält 20 med. Rezepte gegen Erkrankungen der Gefäße bzw. Muskelstränge. Der Text ist in Kolumnen geschrieben und als einziger in Kursivhieroglyphen statt in Hieratisch verfasst worden. Außerdem sind die Hieroglyphen rückläufig geschrieben, d.h. sie sind dem Ende des Textes zugewandt und nicht dem Anfang.

Papyrus Rubensohn
Dieser P. stammt wahrscheinlich aus dem Archiv des Tempels von Elephantine, denn sein Entdecker O. Rubensohn hat dort 1906 bis 1908 für die Königlichen Museen zu Berlin Ausgrabungen durchgeführt. Heute findet er sich im Ägyptischen Museum und der Papyrussammlung in Berlin. Er kann auf das Ende der Perserzeit bis Anfang der Ptolemäerzeit (etwa 4 Jh. v. Chr.) datiert werden. Es handelt sich um mehrere Bruchstücke, von denen dieses 24cm hoch und 14cm breit ist. Nur die Vorderseite des Fragments ist beschrieben und enthält 20 Zeilen Text in mittelägyptischer Sprache. Der P. enthält ausführliche Rezepte und Lehrtexte zur Behandlung von Hustenbeschwerden. Die Besonderheit dieses P. ist das Fehlen von magischen Sprüchen.

Papyrus Westcar
Im 18./17. Jh. v. Chr. geschriebener P. (Berlin P 3033); 1839 wurde er von Miß Westcar an Lepsius geschenkt, Herkunft unbekannt. Er enthält Erzählungen von Zauberkunststücken, mit denen sich König Cheops unterhalten ließ. Daran schließt sich die Erzählung von etwas Zukünftigerem: Der wunderbaren Geburt der Könige der 5. Dynastie.

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