Handel Handelsbeziehungen
Maßeinheiten Preise und Löhne




Handel

Die alten Ägypter handelten nicht mit Geld, sondern erwarben Güter und Dienstleistungen mit Tauschgeschäften. Es gab überall Märkte, auf denen Waren getauscht wurden. Der Nil fungierte als Handelsstraße und an jedem Hafen legten auch Marktschiffe an. Die Handelsschiffe mußten zur Kontrolle für die Beamten des Pharao Bücher mit einem Warenverzeichnis führen. Handwerker und andere Dienstleistungsbetriebe bekamen für ihre Arbeit Bezahlung in Form von Naturalien, die sie dann wiederum eintauschen konnten.

Höflinge des Königs von Punt bringen Geschenke zu Panehsy, Grabtempel der Hatschepsut in Deir el-Bahari, Theben-West
Bildquelle: "Das alte Ägypten von David P. Silverman"

Es ist durchaus legitim die alten Ägypter als Handelsvolk zu bezeichnen, da praktisch ihre gesamte Volkswirtschaft darauf basierte. Wahrscheinlich war die praktische Mathematik zu dieser Zeit schon sehr gut entwickelt, denn zum Tauschhandel gehörten auch häufig sehr komplizierte Umrechnungsaktionen. Staatliche Beamten führten strenge Kontrollen bei Waagen und den dazu gehörenden Gewichten durch, um allen Formen von Betrug besser vorbeugen zu können. Spätestens seit dem Neuen Reicht war das System des Tauschhandels auf einen festen Wertmaßstab bezogen, der auf genormten Gewichten aus Metall basierte. Diese Art von "Ersatzwährung" bestand aus Kupferringen, die ein einheitliches Gewicht hatten und als deben bezeichnet wurden. Während Kupfer bei kleinen Transaktionen die Verrechnungsgrundlage bildete, wurden bei Geschäften mit hochwertigeren Gütern Silber und Gold verwendet. Manchmal wurden auch Stückchen der Metalle selbst bei Einkäufen benutzt, aber den Status von Münzen besaßen sie dennoch nicht.

Der Handel mit entwickelten Staaten des Mittelmeerraumes und des Nahen Ostens scheint sich in anderer Form abgespielt zu haben, denn hier wurden hochwertige Güter regelmäßig als diplomatische Geschenke ausgetauscht. Beispielsweise enthielten die Amarna-Briefe Listen von Gütern, die von ausländischen Herrschern nach Ägypten gesandt wurden sowie wiederum Bitten dieser Herrscher um Geschenke.

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Handelsbeziehungen

Während der Handel im Inneren des Landes noch weitgehend verteilt war, unterstand der Außenhandel allein dem Pharao. Nur durch seinen Befehl wurden Karawanen ausgerüstet und der Handel mit anderen Ländern kam in Gang. Als internationale Handelswährung diente hierbei Gold oder vergleichbares. Durch seine immensen Goldvorkommen galt Ägypten als sehr vermögend und manche Herrscher schrieben sogar Bittbriefe an den Pharao, um auch an einen kleinen Teil des Goldes zu gelangen.

Handelskarawane aus benachbarten asiatischen Staaten bringt Güter nach Ägypten, Malerei auf verputztem Kalkstein, Grab des Chnumhotep II., 12. Dynastie, um 1880 v. Chr., Beni Hassan
Bildquelle: "Alltag im alten Ägypten von Manfred Reitz"

Im Ausland wurden hauptsächlich wertvolle Rohstoffe wie Edelhölzer, Elfenbein oder Silber sowie andere Luxusprodukte eingekauft. Wann immer es möglich war, wurde auch mit Getreide bezahlt, das am Nil in Überfluß produziert wurde. Meist war jedoch Gold erwünscht oder die Produkte der kunstfertigen ägyptischen Handwerker. Bereits zu dieser frühen Zeit reichten die Handelsbeziehungen von Ägypten zu anderen Ländern sehr weit. Wichtige ausländische Handelspartner gab es im südlich gelegenen Nubien sowie in den asiatischen Gebieten. Aufgrund der guten Qualität ihrer Waren genossen die zahlreichen Staaten des Vorderen Orients ein hohes Ansehen. Im Neuen Reich wurden aus Syrien die verschiedensten Güter wie Schiffe, Wagen, Pferde oder Metallgegenstände eingeführt. Daneben gab es noch Handelsbeziehungen mit den Mittelmeerinseln Zypern und Kreta. Vom Libanon wurden in erster Linie die Nadelhölzer eingeführt, die für Wohn- und Schiffsbauten bzw. die Grabanlagen gebraucht wurden, sowie Harz von Nadelbäumen zur Balsamierung und syrisches Öl. Vielleicht kam auch Lapislazuli aus Afghanistan über Byblos nach Ägypten. Aus Punt führte man seit alters her Weihrauch ein. Im Alten Reich zog man von Elephantine mit Eselskarawanen nach Nubien aus um ägyptische Produkte, wie Fette, Honig, Kleider, Fayencegefäße und Alabastervasen gegen Rohstoffe einzutauschen.

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Maßeinheiten

Die wichtigste Maßeinheit war die Königselle (meh) von 52,4cm, die ungefähr der Länge des Unterarms eines Mannes entsprach. Die Königselle umfaßte 7 Handbreiten (schesep zu 4 Fingern (djeba), also 28 Finger. Künstler benutzten im allgemeinen beim Entwurf Ihrer Zeichnungen ein Quadratnetz. Bis zur 3. Zwischenzeit verwendeten sie dafür die "kleine Elle" mit 6 Handbreiten von 44,9cm, die in etwa der Länge vom Ellenbogen bis zur Daumenspitze entsprach (üblicherweise 45cm), aber der Saitenzeit dann jedoch die Königselle. Während der persischen Besetzung fand zuweilen die persische Königselle von 64,2cm Verwendung - eine entsprechende Elle in Abydos mißt indes nur 63,85cm.

Flächen maß man in setjat (100 Ellen im Quadrat) - später Aruren genannt. Auch Hohlmaße gab es, so den hin (etwa 0,47 l). 10 hinw bildeten einen heqat von etwa 4,77 l und ein char mit 100 hinw entsprach 47,7 l. Der hin konnte in so kleine Einheiten wie 1/32 unterteilt werden, aber auch in Drittel, die man als chay bezeichnete.

Das Standardgewicht war das deben, dsa 10 qedet á 9 g entsprach. Für kleinere Gewichte benutzte man die Brüche des deben. In der Ramessidenzeit unterschied man das deben oder das quedet aus Gold, Silber oder Kupfer.

Übersicht:

Längenmaße: 1 Königselle (meh) = 0,523 m = 7 Handbreiten (schesep) = 28 Finger (djeba).
1 Klafter (chet) = 100 Ellen.
hf+1 Schoinos (iteru) = 20000 Ellen = 10,5 km.
Flächenmaße: Arure (setjat) = 100 Ellen im Quadrat = 2735 m².
Unterteilungen: remen von 1/2 setjat, dem heseb von 1/4 setjat und dem sa von 1/8 setjat.
Gewichte: 1 Deben = 10 qedet = 9 g.
Hohlmaße: 1 Sack = 10 heqat = 47 l.

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Preise und Löhne

Sehr interessant sind auch die Preise und Löhne, die wir aus Aufzeichungen des Arbeiterdorfes Deir el-Medineh kennen. Preise und dementsprechend auch die Arbeiterlöhne waren über Jahrhunderte weg konstant. Erst ab Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. wurden in Ägypten Münzen zur Bezahlung griechischer Söldner eingeführt. Die Löhne wurden in Getreide bezahlt und konnten nach einem festen Kurs in Silber oder Kupfer umgerechnet werden.

Hier einmal eine kleine Übersicht über den Lohn eines Monats bei verschiedenen Arbeitnehmern: (1 Sack = 77l Getreide)

Vorarbeiter und der Schreiber: 2 Sack Gerste und 5 1/2 Sack Emmer.
Einfache Arbeiter: 1 1/2 Sack Emmer und 4 Sack Gerste.
Lehrlinge: 1/2 Sack Emmer und 1 1/2 Sack Gerste.

Ein Arbeiter erhielt also im Durchschnitt Getreide im Wert von 7 Kupferdeben und ein Vorarbeiter 9,5 Kupferdeben. Die Arbeitsleistung wurde sehr streng kontrolliert und wurde jemand krank oder fehlte er, dann mußte er die verlorene Zeit nacharbeiten. Es gibt lange Listen, in denen die Arbeitsleistungen und die Fehlzeiten registriert und mit dem Plan verglichen wurden.

Hier noch ein kleiner Preisvergleich verschiedener Nahrungsmittel:

Ein Huhn: 1/4 Deben
Ein Stück Kuchen: 1/40 Deben
Ein halber Liter Fett: 1/2 Deben
Körbe, Arbeiterschurz, einfaches Amulett: 1 Deben
Kleiderkästen: 5 Deben
Fußschemel: 2 Deben
Stuhl: 8 Deben
Bett: bis zu 20 Deben
Schwein: bis zu 7 Deben
Rind: 140 Deben
Esel: 30 Deben
Gewöhnliche Hemden: 5 Deben
Kostbare Gewänder: bis zu 60 Deben.

Allerdings wurden für die Grabausstattung noch höhere Preise angesetzt. So kostete der verzierte Sarg eines Vorarbeiters beispielsweise bis zu 200 Deben - der eines Arbeiters hingegen nur noch etwa 25 Deben. Eine Mumienmaske gab es schon für 40 Deben. Zu einer kompletten Grabausstattung gehörten aber natürlich noch mehr Sachen und so konnte sich der Preis hierfür bei einem einfachen Arbeiter auf 200 Kupferdeben belaufen, was immerhin knapp 30 Monatslöhnen entsprach. Am teuersten war aber natürlich das Begräbnis eines Königs. Beispielsweise hat allein der 100 Kilogramm schwere Goldsarg des Tutanchamun den Wert von über 35 000 Monatslöhnen eines Arbeiters gekostet.

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