Landwirtschaft | Viehzucht |
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Da das Niltal so günstige klimatische Bedingungen bot, konnten sich schon früh in der Jungsteinzeit aus nomadisierenden Volksgruppen seßhafte Bauern und Viehzüchter entwickeln, die Getreide kultivierten, Flachs anbauten und Rind, Esel, Schaf und Ziege domestizierten. Ägypten gelangte so schnell zu Wohlstand und durch eine wohlorganisierte Vorratswirtschaft konnte auch schlechten Erntejahren vorgesorgt werden. Und so galt Ägypten selbst noch in nachchristlicher Zeit als die Kornkammer des Römischen Reiches. Die Hauptphasen des landwirtschaftlichen Lebens bestimmten den "bürgerlichen Kalender" und unterteilten das Jahr in drei Jahreszeiten: achet (Überschwemmung), peret (Aussaat) und schemu (Ernte).
Bildquelle: "An den Ufern des Nils von Edda Bresciani" |
Bildquelle: "An den Ufern des Nils von Edda Bresciani" |
Bereits in prädynastischer Zeit sind Tierhaltung und -zucht für unterägyptische Siedlungen wie Merimda Beni Salama belegt. Doch noch im Alten Reich ging die Domestikation von ungewöhnlicheren Rassen mit Experimenten einher. Darauf verweisen Szenen wie jene in den Gräbern des Sopduhotep (5. Dynastie) und des Mereruka (6. Dynastie) in Saqqara, die das Mästen von Kranichen bzw. Hyänen darstellen. Während der Pharaonenzeit waren meist Rinder, Schafe, Schweine, Ziegen, Esel und Geflügel die gängigsten Haustiere. Beim Geflügel spielten Enten, Gänse und Tauben die größte Rolle, denn Hühner, die vom afrik. Dschungelhuhn abstammten, wurden möglicherweise erst im Neuen Reich eingeführt.
Von frühester Zeit an ist die grundlegende Bedeutung des Ackerbaus in Ägypten bezeugt. Von größter Wichtigkeit war auch die Entwicklung der Landvermessung zur Festlegung von Grundstücksgrenzen, die jedes Jahr nach der Nilüberschwemmung erneut nötig wurde, wenn das Land schlammbedeckt zurückblieb, und auch die Vermessung von Landbesitz für die Erhebung von Steuern. Szenen, die staatliche Feldmesser beim Vermessen von Ackerland zeigen, sind aus vielen Grabkapellen bekannt, so u.a. aus jeder des Menna, eines theb. Beamten der 18. Dynastie.
Die Entwicklung des Kalenders war eng mit der sorgfältigen Beobachtung des "landwirtschaftlichen Jahres" verbunden und die Jahreszeiten erhielten ihre Namen im Einklang mit den Phasen des jährlichen Nilzyklus. Die Überschwemmung begann Mitte Juli, zu Beginn des neuen Jahres und erreichte ihren Höhepunkt meist Mitte August, wobei der genaue Zeitpunkt von Süden nach Norden variierte. Die Reichweite des Nils wurde durch das Graben von Bewässerungskanälen ausgedehnt, die auch zur Verteilung von Wasser bei niedriger Nilflut eingesetzt werden konnten. Kanäle sind zuerst in der frühdynastischen Zeit belegt, doch wahrscheinlich zeigen die Reliefs auf dem Kopf der Prunkkeule von König Skorpion den Einsatz von Bewässerung bereits in der späten prädynastischen Zeit. Sowie die Flut zurückging, schlossen die Bauern die Kanäle, um das Wasser zurückzuhalten, das dann erst eineinhalb Monate später freigegeben wurde. Im Oktober oder November wurde die Saat von Hand ausgebracht und von Schafen und Ziegen eingetreten (nach Herodot auch von SChweinen). Die wichtigste Feldfrucht war Getreide, darunter Gerste (Hordeum) und drei Weizenarten: Emmer (Triticum dicoccum), Einkorn (Triticum monococcum) und Spelt (Triticum spelta). Sie wurden zur Herstellung von Brot und Bier verwendet, den beiden Hauptnahrungsmitteln der alten Ägypter. Der fruchtbare Boden ermöglichte wenigstens zwei Ernten pro Jahr. Wollte man jedoch eine zweite Ernte während des Sommers erzielen, mußte das Land von Hand bewässert werden. Im Alten und im Mitleren Reich dienten ein einfaches Joch und Gefäße zur Beförderung des Wassers. Die Einführung des Schaduf im Neuen Reich und der Saqqia (ein von Tieren angetriebenes Wasserrad) in der Ptolemäerzeit erleichterten nicht nur die Bewässerung, sondern erlaubten auch eine Ausdehnung der Anbauflächen. Für eine zweite Ernte wurden meist Hülsenfrüchte statt Getreide angebaut und obwohl diese Stickstoff "binden" und damit den Boden ertragreicher machten, dürften die Auswirkungen auf die Umwelt im Vergleich mit der Nilflut relativ unbedeutend gewesen sein.
Bildquelle: "Lebensalltag zur Zeit der Pharaonen" |
Bildquelle: "Lebensalltag zur Zeit der Pharaonen" |