Allgemeines Glasbearbeitung
Fayence Metallverarbeitung
Holzverarbeitung Schiffbau




Allgemeines

Das Handwerk bildete neben der Landwirtschaft die zweite Säule für den Reichtum des Staates. Zu allen Zeiten besaßen der Könige, die Tempel und die Adligen Werkstätten, in denen Juweliere, Goldschmiede, Edelsteinschleifer, Schmiede, Waffenschmiede, Hersteller von Metallgefäßen, Töpfer, Steingefäßbohrer, Tischler, Wagenmacher, Zimmerleute, Stein- und Holzbildhauer, etc. unter Aufsicht eines Schreibers arbeiteten. Trotz einfachster Mittel schufen die altägyptischen Handwerker und Künstler jene Meisterwerke, die heute den Ruf der altägyptischen Kultur ausmachen. Sogar heute noch staunen Fachleute über ihre Kunstfertigkeit und hätten höchstwahrscheinlich selbst größte Schwierigkeiten, die Produkte von einer vergleichbaren Qualität herzustellen.

Detail eines thebanischen Grabbildes. Es zeigt hart arbeitende Schmuckhersteller und Zimmermänner
Bildquelle: "Das alte Ägypten - Götter, Mythen, Kulturen"

Auch die Handwerker erhielten, wie alle anderen berufstätigen Bewohner des Reiches, ihre Bezahlung in Naturalien und waren an Vereinbarungen gebunden sowie registrierungsgebühren- und steuerpflichtig. Dem jungen Ägypter stand die Berufswahl frei und obwohl die Handwerker ihre Geheimnisse und Techniken meist vom Vater auf den Sohn übertrugen, nahmen sie doch auch fremde Lehrlinge auf. Die Handwerker gruppierten sich in Fachschaften, deren Vorsteher hohe Beamte waren, welche die Interessen ihrer Mitglieder vor dem König vertraten.

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Glasbearbeitung

Obwohl das Glasieren von Quarz- oder Steatitsteinen sowie die Herstellung von Fayence seit prädynastischer Zeit bekannt war, ist Glas vor rund 1500 v. Chr. äußerst selten und sogar vor dem späten Mittleren Reich nicht belegt. Die Kunst der Glasherstellung verdankt Ägypten möglicherweise den Feldzügen Thutmosis III.. Damals mögen Glasmacher aus Mitanni, wo die Technik schon bekannt war, als Gefangene nach Ägypten gekommen sein. Glas gehört zu den Materialien, die in der Beuteliste der Annalen Thutmosis III. in Karnak aufgeführt sind und selbst zu Zeiten Echnatons war Glas noch so bedeutend, daß es in der diplomatischen Korrespondenz Erwähnung fand. In den Amarna-Briefen werden die hurritischen und akkadischen Begriffe ehlipakku und mekku verwendet - und diese Lehnwörter verweisen eventuell auf die östliche Herkunft des Glases.

Man sollte zwischen Herstellung von Glas aus seinen Rohmaterialien (Silicium, Alkali und Kalk) und seiner Verarbeitung aus vorbereiteten Blöcken oder Klumpen (Bruchglas) unterscheiden. Erstere ist wesentlich schwieriger, und jüngste Analysen legen nahe, daß das älteste altägyptische Glas teilweise unter Verwendung von Materialien aus dem Ausland entstand, so daß man also fertige Gegenstände oder Rohglas einführte und von Arbeitern weiterverarbeiten ließ. Wahrscheinlich gab es auch dann, als das Gewerbe besser etabliert war, noch Werkstätten, die Glas nur bearbeiteten und ihr Material in Form von Blöcken von technisch höher entwickelten Betrieben erhielten.

Glasbehälter für Salben und Kosmetika, alle im Sandkernverfahren hergestellt, bis auf das Goldrandgefäß ganz links (Vollguß). Der Krug mit dem Namen Thutmosis III. ist eines der ältesten datierbaren ägyptischen Glasgefäße. 18. Dynastie
Bildquelle: "Lexikon des alten Ägypten von Shaw / Nicholson"

Vielleicht ist es auf den Import von Handwerkern zurückzuführen, daß keine Belege für Entwicklungsphasen in der ägyptischen Glasherstellung überliefert sind, die statt dessen gleich als vollkommen ausgereift auftritt. Technisch schwierige Stücke wie durchsichtiges, entfärbtes Glas sind schon seit der Zeit Hatschepsuts bekannt und farblose Glaseinlagen finden sich im Thron von Tutanchamun. Aus Glas enstanden aber nicht nur Einlagen, Perlen und Amulette, man nahm auch ehrgeizigere Projekte in Angriff, wie etwa die Herstellung von Gefäßen. Diese schuf man nicht durch Glasblasen, sondern im Sandkernverfahren. Dabei wurde um einen Stab ein Kern aus tonhaltigem Sand in Form des Innenraumes des gewünschten Gefäßes gebildet und dieser Kern dann in die zähflüssige Glasschmelze getaucht oder mit Glasfäden bedeckt. Durch Wälzen auf flachem Stein oder einer Marbelplatte wurde das Ganze dann geglättet. Ränder und Boden der Gefäße konnten mit Zangen geformt werden, doch war dieses Verfahren meist komplizierter. Farbige Glasfäden wurden auf die Grundfarbe des Gefäßes, welches für gewöhnlich blau oder blaugrün war, aufgebracht, so daß gelbe, weiße, rote und andere Linien das Stück schmückten. Zuweilen wurden diese Linien mit einer Nadel zu Girlanden- oder Federmustern gezogen und dann auf der Marbelplatte gewälzt, um sie in den noch weichen Glasmantel zu drücken. Das fertige Gefäß ließ man in einem Ofen langsam abkühlen, in einem sog. Temper-Prozeß, durch den sich die Spannungen, die sich im Glas aufgebaut hatten, allmählich abbauen konnten. Nach dem Erkalten des Gefäßes konnte der Kern zerbrochen und durch die Gefäßöffnung entfernt werden. Die vollständige Entfernung des Kernes erwies sich häufig als schwierig, v.a. an den Schultern enghalsiger Gefäße. Die Reste des Kerns verstärkten oft die Undurchsichtigkeit des Stückes, während jene mit breiteren Hälsen durchsichtiger erscheinen.

Glas konnte auch gegossen werden und am einfachsten war die Herstellung schlichter Glasformen. Doch man konnte auch viel komplizierter gestalten, wenn Abschnitte verschiedenfarbiger Glasröhrchen in einer Form aneinandergeschmolzen wurden, um mehrfarbige Gefäße herzustellen. Wie jene mit gelben Augen auf grünem Hintergrund oder die Stücke aus Konglomerat-Glas, bei denen eckige Fragmente in vielerlei Farben zu Schalen verbunden wurden. Auch eine "kalte" Weiterverarbeitung durch Schneiden war möglich. Dabei wurden Glasklumpen manchmal schon in annähernd die angestrebte Form gebracht. Dies ist ein äußerst schwieriges Verfahren, das großes Geschick erfordert, aber dennoch entstandena uf dieser Weise einige schöne Stücke, darunter die beiden für Tutanchamun angefertigten Kopfstützen.

Glas galt offenbar als künstlicher Edelstein und wie dieser wurde es manchmal in bemaltem Holz imitiert. Möglicherweise lag es an dieser Verbindung, daß Glas niemals eigene Formen entwickelte, sondern diejenigen kopierte, die traditionell aus Stein, Fayence oder anderen Materialien hergestellt wurden. Anscheinend war Glas während eines Großteils des Neuen Reiches ein teures, neuartiges Material, das wahrscheinlich unter königlicher Kontrolle stand und als Geschenk an Günstlinge gegeben wurde.

Die Glasherstellung wurde am besten von Flinders Petrie durch Ausgrabungen in El-Amarna belegt. Einen großen Teil der Technik verstehen wir allerdings immer noch nicht ganz, aber bei weiteren Ausgrabungen in den 90er Jahren gewann man neue Erkenntnisse, die hauptsächlich auf der detallierten Untersuchung von Brennöfen basieren. Es scheint zunehmend wahrscheinlich, daß Glasherstellung, Fayenceproduktin und möglicherweise noch andere pyrotechnische Handwerke nebeneinander bestanden. Außer in el-Amarna gab es Glaswerkstätten in El-Lischt und Malkata.

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Fayence

Fayence ist ein keramisches Material aus Quarzsplitt oder Quarzsand, mit kleinen Mengen Kalk und Pflanzenasche oder Natron versetzt. Diese Kernsubstanz wird gewöhnlich mit einer leuchtend hellblauen oder grünen Soda-Kalk-Kieselerde-Glasur überzogen. Fayence war von der prädynastischen Zeit bis in die islamische Epoche in Gebrauch. Zu den typischen Produkten zählen kleine Figuren und Amulette, architektonische Ornamente und Intarsien, Gefäße und Grabbeigaben wie Uschebit-Figuren.

Die Ägypter kannten das Material als tjehenet, was wörtlich "glänzend" oder "funkelnd" bedeutet. Wie das im Neuen Reich eingeführte Glas diente Fayence wohl hauptsächlich dazu, (Halb-)Edelsteine wie Türkis und Lapislazuli nachzuahmen. Blau und grün sind zwar die häufigsten Farben, doch ließen sich auch viele andere Farbtöne erzielen und polychrome Stücken waren zu bestimmten Zeiten sehr beliebt, nicht zuletzt während des Neuen Reiches, als kunstvolle Intarsien und Schmuckstücke entstanden. Gelegentlich trug man auf monochrome Stücke mit Mangan eine schwarze Dekoration auf.

Schale aus ägyptischer Fayence, Neues Reich, Theben
Bildquelle: "Lexikon des alten Ägypten von Shaw / Nicholson"

Die Technik der Fayence-Herstellung entwickelte sich möglicherweise aus dem Glasurverfahren für Quarz- und Steatitsteine. Eigentlich müßte man das Material "ägyptische Fayence" nennen, um es von der ab dem späten Mittelalter zunächst im ital. Faenza hergestellten zinnglasierten Tonware zu unterscheiden. Weil die leuchtenden Farben des äg. Materials frühe Ägyptologen an europäischen Fayence erinnerten (die heute richtiger "Majolika" genannt wird), verwendeten sie den etwas irreführenden Begriff.

Die Rohmaterialien wurden mit Wasser vermischt udn die so entstandene Masse dann mittels Tonformen oder von Hand modelliert. Schwierige Formen wurden manchmal aus halbgetrockneten Grundkernen herausgearbeitet, so daß bei Bedarf sehr feine Stücke geschaffen werden konnten. Viele hundert Tonformen für die Herstellung von Ringen, Amuletten und anderen Fayence-Gegenständen sind erhalten, v.a. aus städtischen Gebieten wie El-Amarna udn Qantir.

Figur eines stehenden Nilpferdes, 17. Dynastie, Theben-West, Dra Abu el-Nega, Blaue Fayence
Bildquelle: "Kunst & Architektur - Ägypten von Schulz / Seidel"

Für das Glasieren gab es drei Verfahren. Das erste war die "Effloreszenzmethode", bei der die Glasursubstanz mit dem Quarzkern vermischt wurde und auf dessen Oberfläche auskristallisierte, während das Stück trocknete. Beim Brennen schmolz dieser Überzug und wurde zur Glasur. Die zweite Methode war die "Glasuraufschwemmung", bei der der Fayence-Körper in Glasurpulver eingehüllt wurde, das sich beim Brennen mit dessen Oberfläche verband. Das fertige Stück wurde dann vom überschüssigem Pulver befreit, das mühelos entfernt werden konnte. Bei der dritten Methode, bekannt als "Selbstglasierungsverfahren", wurde das Objekt mit einem Glasurbrei (oder mit dem Pulver des Glasurmaterials) überzogen und dann gebrannt.

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Metallverarbeitung

Im Vergleich zu seinen asiatischen Nachbarn war Ägypten auf dem Gebiet der Metallverarbeitung eher rückständig, aber dennoch erwiesen sich die ägyptischen Arbeiter als sehr geschickt. Zahlreiche Beispiele ihrer Kunst sind erhalten geblieben, wie Waffen, Werkzeuge, Statuen und Alltagsgegenstände wie Schmuck, Spiegel und Toilettengegenstände. Durch Darstellungen wissen wir von Bronzetüren für die Tempel und so wurde im Grab des Rechmire aus dem Neuen Reich die Herstellung eines Türflügels für den Tempel des Amun-Re gezeigt: Man sieht drei Männer, die unter der Anleitung eines Schreibers, eines Beamten, der die Metalleingänge zu kontrollieren hat, Metallbaren in Körbe füllen. Im hinteren Teil der Schmiede wird ein loderndes Feuer mittels zweier Blasebälge unterhalten, die von zwei Männern betrieben werden, die sich aufrecht auf den Häuten der Bälge halten. Das Metall wird in einem Schmelztiegel geschmolzen, an dem sich zwei Schmiede mit Hilfe von langen Zangen zu schaffen machen, danach wird es in die lange Form der Türe mit kleinen Trichtern geschüttet, die das Metall beim Schmelzen in die Form leiten und es auf ihre ganze Fläche verteilen.

Detail einer Wanddarstellung von Metallhandwerkern aus dem Grabtempel des Petosiris, spätes 4. Jh. v. Chr.
Bildquelle: "Kunst & Architektur - Ägypten von Schulz / Seidel"

Aus dem Alten Reich gibt es eine Darstellung, auf der uns eine Schmiede gezeigt wird, in der man Gefäße und andere kleine Objekte herstellte. Auch hier wurde das verteilte Material gewogen und von einem Schreiber registriert. Der Blasebalg war damals noch unbekannt und um das Feuer anzufachen bliesen die Arbeiter in Schilfrohre, worin einige Ägyptologen die Glasbläserei zu erkennen glaubten. Diese Technik war aber im alten Ägypten unbekannt. Die Öfen wurden mit Holzfeuern betrieben und es war wohl sehr mühevoll, Metall zu schmelzen. Dieses wurde anschließend auf einer Art flachem Amboß aus Stein gehämmert. In den gleichen Werkstätten wurde das kalte Metall gehämmert und das bereits geformte Objekt ziseliert. Die Ägypter waren bewundernswerte Ziseleure, was die zahllosen Schmuckstücke bezeugen, die heute in den Museen ausgestellt sind.

Abbildung von einzelnen Schritten der Metallverarbeitung, Metallguß, Grab des Mereruka, Altes Reich, 6. Dynastie, Sakkara
Bildquelle: "Alltag im alten Ägypten von Manfred Reitz"

Obwohl einige Goldschmiede vom König hoch geschätzt wurden, hatten die Metallarbeiter im allgemeinen kein sehr beneidenswertes Schicksal. "Nie habe ich einen Bildhauer bei einer amtlichen Sendung gesehen, noch einen Goldschmied, der ausgeschickt worden wäre. Dagegen habe ich den Metallarbeiter bei seiner Arbeit gesehen, an der Öffnung seines Schmelzofens: seine Finger sind wie Krokodilleder und er stinkt mehr als ein Fischlaich." Dieses Bild, das uns der Autor der Berufssatire zeichnet, ist nicht sehr vorteilhaft, aber dennoch schienen die Goldschmiede und die Schmiede, die in der Familie arbeiteten, stolz über ihre Fertigkeit zu sein, wenn man den Inschriften glauben kann, die in einigen ihrer Gräber gefunden wurden.

Eisen
Die ersten von Flinders Petrie ausgegrabenen Belege für Eisenherstellung in Ägypten stammen erst aus dem 6. Jh. v. chr., aber wahrscheinlich wurde es schon im 3. Jh. v. Chr. in Vorderasien eingeführt. Es gibt zwar einige ältere Eisengegenstände, die bis ins frühe Alte Reich zurückreichen, doch geht man davon aus, daß die meisten davon aus natürlich vorkommenden Meteoreisen und nich aus verhüttetem Eisen hergestellt wurden. Ein im Pyramidenbezirk des Cheops in Gisa gefundenes Eisenstück stamm nachweislich nicht aus dem Alten Reich, sondern aus viel späterer Zeit. Bis in die 22. Dynastie finden sich Gegenstände aus Eisen im wesentlichen nur im religiösen Kontext, etwa in Königsgräbern, wie im Fall des kleinen Eisendolches aus dem Grab des Tutanchamun. Die Amarna-Briefe erwähnen Geschenke aus Eisen von vorderasiatischen Herrschern an Amenhotep III. und Echnaton, wobei auf das hohe Prestige verwiesen wurde, welches das Metall damals besaß.

Kupfer
In Ägypten, wie auch anderswo in der antiken Welt, war Kupfer das erste Metall, das ausgebeutet wurde. Die ältesten erhaltenen Beispiele sind kleine Artefakte wie Perlen und Bohrer der Badari-Kultur und in der späten prädynastischen Zeit wurden dann größere Objekte wie Axt- und Beilklingen hergestellt. Auch die Technik der Verhüttung und Verarbeitung von Kupfererzen hatte bereits ein hohes Niveau erreicht. Man vermutet, die bedeutende spät-prädynastische Siedlung Maadi in Unterägypten könnte ihren Wohlstand ihrer Rolle als Zwischenhändler für Kupfer-Lieferungen aus dem Sinai in die oberägyptischen Staaten verdanken, deren Wachstum und Rivalität untereinander die Nachfrage nach Metallwerkzeugen und -waffen ankurbelte. Kuper wurde spätestens seit dem frühen Alten Reich an mehreren Orten in der Ost-Wüste, in Nubien und auf der Sinai-Halbinsel abgebaut. Die Freilegung frühdynastischer Reste der ägyptischen Festung Buhen nahe dem 3. Katarakt brauchte Spuren von Kupfer-Verhüttung zutage, was ein Hinweis darauf sein könnte, daß der Bergbau einer der frühesten Gründe für die ägyptische Präsenz in Nubien war.
Die Technik der Verhüttung im Alten und Mittleren Reich schloß die Verwendung von Schmelztiegeln und Blasrohren aus Schilfrohr ein. Dem Palermostein zufolge wurden bereits in der 2. Dnastie Kupfer-Statuen angefertigt. Die spektakulärsten erhaltenen Beispiele für Kupfer-Plastik aus dem Alten Reich sind die lebensgroße Statue von König Pepi I. (6. Dynastie) und eine kleinere Figur, die möglicherweise seinen Sohn Merenra darstellt. Beide befinden sich heute im Ägptischen Museum Kairo und hatten ursprünglich vermutlichen einen Holzkern, um den das Metall gehämmert war.

Bronze
Die Herstellung von Bronze - einer Legierung von Kupfer und Zinn - scheint aus Vorderasien nach Ägypten gelangt zu sein. u den ältesten bekannten ägyptischen Bronze-Artefakten gehören zwei Ritualgefäße aus dem Grab von König Chasechemui (2. Dynastie) in Abydos. Erst im Mittleren Reich begann man, regelmässig Bronze aus Syrien zu importieren, so daß sie allmählich das durch die Beimengung von Arsen gehärtete Kupfer ersetzte. Der Zinnanteil schwankte jedoch beträchtlich zwischen 2 und 16 Prozent. Zinn senkt den Schmelzpunkt von Kupfer, das sich dadurch besser gießen lässt. Beimengungen bis zu 4 Prozent machen das Artefakt fester und härter, höhere Zinnanteile beeinträchtigen diese Eigenschaften jedoch, sofern das Artefakt nicht mehrfach getempert (erhitzt und abgekühlt) wird.

Silber
Reichlich Zugang hatten die Ägypter zu Gold und Elektron, einer natürlich vorkommenden Gold-Silber-Legierung, in den Bergen der Ost-Wüste und in Nubien, aber Silber war relativ selten und in der Frühzeit vielleicht sogar unbekannt. Es fehlt in der ägyptischen Sprache sogar ein entsprechendes Wort dafür: Die Ägypter bezeichneten Silber als "weißes Metall" und hielten es offenbar für eine besondere Art von Gold. Daher scheint es mit seinem Wert sogar über dem Gold gelegen zu haben, wie auch die fast sparsam zu nennende Verwendung dieses Material in seiner Verarbeitung zeigt. Zu dem unter dem Tempel von Todt ausgegrabenen Silber-Schatz gehörten Gefäße, die wahrscheinlich auf Kreta, vielleicht aber auch im vorderasiatischen Raum hergestellt worden waren. Zur Zeit des Mittleren Reiches scheint Silber leichter erhältlich gewesen und dadurch im Wert gesunken zu sein - nach dem mathematischen Papyrus Rhind scheint Silber nur noch halb so viel wert gewesen zu sein wie Gold.

Gold
Es steht außer Frage, daß Gold im alten Ägypten ein wertvolles Material war. Zwar machte das Silber, als es in Ägypten bekannt wurde, zunächst dem Gold seinen Rang streitig, aber im Mittleren Reich war es dann wieder zum wertvollsten und überaus begehrten Metall geworden. So ist es nicht weiter überraschend, daß die älteste bekannte Landkarte ein Lageplan der Goldminen und bechen-Steinbrüche im Wadi Hammamat ist. Die beim spätprädynastischen Naqada nahe der Ausmündung des Wadi Hammamat gelegene Stadt Ombos hieß damals Nebut ("Goldstadt"), was vielleicht ein Hinweis darauf ist, daß sie durch den Gold-Handel reich geworden war. Gold wurde auch in der Ostwüste als auch in Nubien gefördert, wo Inschriften aus frühdynastischer Zeit und dem Alten Reich existieren. In Privatgräbern des Neuen Reiches, so z.B. im Grab des Sobekhotep (TT63) finden sich zuweilen Darstellungen von Nubiern, die Gold als Tribut bringen. Während des Neuen Reiches gelangte es auch in Form von Tributzahlungen von Syrien-Palästina nach Ägypten, ungeachtet der Tatsache, daß Ägypten inzwischen mehr Gold besaß als andere Staaten. Von ihren nahöstlichen Nachbarn wurde Ägypten um ihren ungeheuren Gold-Reichtum beneidet, der in den Amarna-Briefen oft erwähnt wird. So heißt es z.B. in Brief EA19 des mitannischen Herrschers Tuschratta: "Möge mir mein Bruder unbearbeitetes Gold in großen Mengen schicken, und möge mir mein Bruder viel mehr Gold schicken, als er meinem Vater schickte. Im Lande meines Bruders ist Gold reichlicher vorhanden als Straßenstaub." Minen- und Steinbruchexpeditionen wurden unter militärischer Bewachung durchgeführt und viele der Arbeiter waren Strafgefangene. Die schwere und gefährliche Arbeit mag dafür gesorgt haben, daß sie für viele ein Todesurteil war. Das goldhaltige Gestein mußte mühevoll zerkleinert udn gewaschen werden, um das Metall zu gewinnen, das dann zur Verarbeitung abtransportiert wurde.

Teil eines Halskragens aus Blüten, der die Verwendung der Cloisonné-Technik in der äg. Goldschmiedekunst illustriert. Gold mit Einlagen aus Karneol und blauem Glas. Neues Reich
Bildquelle: "Lexikon des alten Ägypten von Shaw / Nicholson"
Ausschnitt aus einer Wandmalerei aus der Grabkapelle des Sobekhotep (TT63), auf dem Nubier dem äg. König Gold als Tribut bringen. Zum leichteren Transport war das Gold in Ringe gegossen worden. 18. Dynastie. Theben
Bildquelle: "Lexikon des alten Ägypten von Shaw / Nicholson"

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Holzverarbeitung

Trotz der Fruchtbarkeit des Niltals war Holz fraglos immer etwas Wertvolles. Zwar wurden viele Bäume wie Dattelpalme, Dumpalme und Feige hauptsächlich wegen ihrer Früchte angepflanzt, doch lieferten sie auch gutes Holz, das in erster Linie zum Bau von Häusern und Möbeln verwendet wurde. Als Brennmaterial dürfte es nur sehr eingeschränkt verwendet worden sein, denn auch zum Befeuern des häuslichen Herdes nahm man für gewöhnlich getrockneten Dung. Die Dattelpalme (Phoenix dactylifera) und Dumpalme (Hyphaene thebaica) wurden zu Planken für Schiffe geschnitten, während aus der Dattelpalme aber auch ohne größere Vorbehandlung Säulen und Dachbalken hergestellt werden konnten. Aus Tamarisken (Tamarix aphylla) und Feigensykomore (Ficus sycomorus) wurden bevorzugt Särge gefertigt und Statuen geschnitzt. Aus dem Holz der Esche (Fraxinus excelsior) fertigte man zuweilen Waffen, insbesondere solche, die biegsam sein mußten, wie beispielsweise der Bogen aus dem Grab des Tutanchamun. Akazien (Acacia sp.) kam häufig im Bootsbau und anderen größeren Bauwerken zum Einsatz. Das wertvollste Holz hingegen war das aus dem Libanon importierte Zedernholz (Cedrus libani), das besonders für seetüchtige Schiffe und die schönsten Särge benutzt wurde. Die Aleppokiefer (Pinus halepensis) wurde aus ähnlichen Gründen eingeführt, der Wacholder (Juniperus sp.) auch als Bau- und Funierholz verwendet. Ebenholz (Diospyrus sp.) schließlich importierte man aus den Ländern des tropischen Afrika, u.a. aus Punt, und fertigte daraus hauptsächlich Möbel und Funiere.

Möbelschreiner kannten zahlreiche Feinwerkzeuge wie Fiedelbohrer oder Säge. Mit großem Geschick fertigten sie Möbel, die noch heute durch ihre Qualität bestechen. Möbelschreiber, Wandmalerei, Grab des Rechmire. Theben. TT100
Bildquelle: "Alltag im alten Ägypten von Manfred Reitz"

Die altägyptischen Methoden der Steinbearbeitung gehen wahrscheinlich z.T. auf vervollkommnete frühere Holztechniken zurück und viele der von Steinmetzen gebrauchten Werkzeuge auf Tischler- und Schreinerwerkzeuge. Die Ägypter entwickelten nicht nur Funiertechniken, sondern stellten auch eine Art Sperrholz her. Die einfallsreiche Verwendung und Wiederverwendung von Holz durch die Ägypter unterstreicht, wie wertvoll dieses Material war und dies wird auch am geschickten Einsatz von Fugen und Stößen durch Schreiner deutlich, die aus kleinen, unregelmässigen Brettfragmenten gut gearbeitete rechteckige Särge herstellten. Gegenstände aus Holz konnten durch Bemalung, Vergoldung oder Funierarbeiten sowie mit Einlagen aus Elfenbein, Glas oder Edelstein verziert werden.

Für die Bearbeitung von Holz war eine Hobelbank noch unbekannt, aber ein einfacher Schraubstock wurde schon eingesetzt. Holz bearbeitete man mit Säge, Meißel oder Bohrer sowie Schabern, wobei den Handwerkern bei Möbeln und Särgen wahre Meisterwerke gelangen. Ein ägyptischer Fidelbohrer bestand aus einem gekrümmten Holzstab mit einer festen Schnur, die um einen Holzgriff mit einer Kupfer- oder Bronzespitze gewickelt war. Durch schnelle Bewegungen des Holzstabes wurde die Spitze zum Rotieren gebracht. Für die Grobbearbeitung reichten Äxte aus, die sehr geschickt gehandhabt wurden. Statt des Hobels gab es zum Glätten ein kleines Beil und Reibesteine. Möbelteile wurden mit modern anmutenden Verzapfungen zum fertigen Möbelstück zusammengesetzt und es gelang, Holz im Wasserdampf zu biegen. Hochseefähige Schiffe bestätigten schließlich das Geschick der schiffsbauer, die schnellen Kampfwagen die Qualität der Wagenbauer. Als Holzersatz gab es in der Spätzeit die sog. "ägyptische Pappe". Zahlreiche Lagen wurden dabei mit Leinenstücken fest verklebt und zuletzt mit Stuck überzogen, der bemalt werden konnte.

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Schiffbau

Die ersten und einfachsten Schiffe waren wahrscheinlich Nachen, die aus zusammengebundenen Papyrus-Stengeln bestanden. Diese Boote, die vermutlich bis zum Ende der Pharaonenzeit im Einsatz waren, verwendete man gewöhnlich zum Fischfang und zur Jagd im Papyrusdickicht, als Fähren und für kurze Entfernungen. Aber schon aus prädynastischer Zeit liegen Hinweise auf größere Schiffe vor, die damals allerdings wohl auch noch aus Schilf hergestellt wurden. Auf bemalter Keramik der Naqada-Zeit finden sich Darstellungen von kunstvoll gestalteten Schiffen mit vielen rudernden Matrosen. Bug und Heck solcher Schiffe waren nach oben gebogen, sie verfügten normalerweise über mindestens ein großes Steuerruder und manchmal auch über Segel und Kabine.

Die Schiffe des Alten Reiches waren gewöhnlich aus Holz, das entweder aus Ägypten stammte oder aus Syrien-Palästina eingeführt wurde. Der typische Rumpf war in der Regel stark gebogen. Ausgestattet waren sie normalerweise mit mehreren Steuerrudern, einem Mast und einem langen, schmalen Segel. Ruder kamen zum Einsatz, wenn der Wind für die Segel nicht ausreichte. Das bekannteste erhaltene Schiff au sdem Alten Reich ist das Boot, das neben der Cheops-Pyramide in Gisa gefunden wurde. Es war aus großen Holzplanken hergestellt, die mit Seilen zusammengefügt waren. Wesentlich weniger aufwendig konstruierte Schiffe wurden für den Transport von Steinen eingesetzt, die vom Steinbruch zur Baustelle eines Pyramidenkomplexes gebracht werden mußten. Die Reliefs am Aufweg zur Pyramide des Wenis zeigen die Schiffe, die die für seinen Taltempel bestimmten großen Papyrussäulen aus Granit tragen.

Das typische Schiff des Mittleren Reiches war ähnlich konstruiert, verfügte aber über bessere technische Vorraussetzungen: Die beweglichen Steuerruder wurden ersetzt durch ein einzelnes, das mit Pinne versehen war und von einer Ruderstütze gehalten wurde. Der Mast konnte bei Nichtgebrauch abmontiert und umgelegt werden, die Kabine befand sich gewöhnlich auf dem Heck. Viele Modelle solcher Schiffe sind in Gräbern gefunden worden.

Im Neuen Reich haben sich die Schiffe offenbar weiterentwickelt: Es gab jetzt Kajütenaufbauten an Bug und Heck und zusätzlich eine Hauptkabine in der Mitte des Bootes. Der Steuermann arbeitete wie vorher mit doppelten Steuerrudern unter Verwendung von Seilen und Hebeln, und das Segel war jetzt breiter als hoch. Die damalige ägyptische Kriegsflotte wurde auf die Probe gestellt, als es darum ging, die Invasion der Seevölker zurückzuschlagen. Die Reliefs in Medinet Habu, dem Totentempel des Ramses III., berichten darüber. Wie schon im Alten Reich wurden ungeheuere Steinmassen auf Last-Schiffe transportiert, wie z.B. die Obelisken für den Tempel der Hatschepsut in Deir el-Bahari. Unter Hatschepsut fand auch eine Expedition nach Punt statt, die teilweise auf dem Seeweg verlief. Aus der späten 20. Dynastie datiert ein literarischer Text, der "Bericht des Wenamun". Dieser schildert die Schiffs-Reise eines Beamten nach Byblos, der dort Holz einhandeln soll.

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