Hauptkultort: Karnak / Luxor (Oberägypten)

Attribut: Geierhaube (oft mit aufgesetzter Doppelkrone)

Schreibweise:

Mythologie: Diese Göttin galt als große Mutter und durch ihren Gemahl Amun als Königin der Götter. Leider sind ihre Ursprünge nicht gesichert, so daß man nichts genaues über ihre Herkunft sagen kann und vor dem Ende des Mittleren Reiches wird sie weder in textlichen noch gegenständlichen Quellen erwähnt. Sehr wahrscheinlich ist aber, daß sie bereits schon zu einem frühen Zeitpunkt in Theben verehrt wurde. Es gibt zwar Meinungen, daß Mut überhaupt erst für Amun als dessen Gemahlin erschaffen wurde, aber wahrscheinlicher ist wohl, daß es sich hier um eine unbedeutende Lokalgottheit handelt, die erst durch den Aufstieg Amuns an Einfluß gewann. 

Bekannt ist aber, daß Mut die ursprüngliche Gattin Amuns - Amaunet - zu einem bestimmten Zeitpunkt aus uns unbekannten Gründen ersetzte. Mut wurde zur Mutter des Mondgottes Chons und bildete nun mit ihm und Amun zusammen die göttliche Triade von Theben. Die altägyptische Schreibweise des Namens Mut ("mwt") mittels der hieroglyphischen Darstellung des weißköpfigen Geiers, ist vielleicht auf die eigentliche Gestalt der Göttin zurückzuführen. Die Bedeutung des Namens steht aber für das Wort "Mutter", weshalb Mut auch als Muttergöttin und speziell sogar als Mutter des Königs gesehen wurde. Ferner setzte man sie auch mit der Großen Königlichen Gemahlin gleich - weswegen ab dem Neuen Reich die Königinnen normalerweise auch eine Geierhaube trugen, die göttliche Mutterschaft symbolisieren sollte. 

Spätestens im Neuen Reich verband man Mut in mythischen Erzählungen aber besonders mit der Löwin, in deren Gestalt sie auch als Gegenstück der Löwengöttin Sachmet gesehen wurde, was sie somit auch mit der Katzengöttin Bastet verband (Mut-Bastet). Durch die Gestalt eines Löwen wurde sie auch zu eine von jenen Göttinnen, die wir als "Auge des Re" kennen - eine Tochter Res. Im Gegensatz zu anderen weiblichen Gottheiten des ägyptischen Pantheon spielte Mut in den Begräbnistexten und im Totenkult nur eine relativ kleine Rolle. Ihre Macht und ihr Einfluß erstreckte sich also hauptsächlich auf die Welt der Lebenden. Dennoch hat sie einige wenige Erwähnungen in Totenbüchern gefunden,


Nach oben

Ikonographie: Die früheste bekannte Darstellung dieser Göttin stammt aus dem Jahre 1700 v. Chr. und zeigt sie zwar als löwenköpfige Göttin - hauptsächlich wird Mut aber als Mensch abgebildet. Als weibliche Gestalt ist sie zumeist in ein rot-blaues Kleid gehüllt und trägt die Geierhaube, welche oftmals mit der Doppelkrone ergänzt wird. Das ist ein einmaliger Vorgang, denn uns ist keine andere Göttin bekannt, die dieses Privileg genießen durfte. In dieser Erscheinung kann sie stehend, wie auch auf einem Thron sitzend zusammen mit Amun und Chons abgebildet sein oder besonders bei Sitzdarstellungen mit einem Säugling gezeigt werden, den sie in ihrer Rolle als Muttergöttin stillt. Mit letzterer Darstellung wurden viele Amulette versehen - als Schutzsymbol für die Mutter und das Kind. 

Manchmal wurde Mut - wie schon erwähnt - mit einem Löwenkopf dargestellt und interessanterweise scheint ihr Gemahl Amun dies ebenfalls zu übernehmen, da er z.B. in einer Seitenkapelle des Chons-Tempels in Karnak in löwenköpfiger, ithyphallischer Gestalt erscheint. Beginnend mit der 21. Dynastie wird sogar Mut in einem Totenbuch als zusammengesetzte Gottheit mit ausgebreiteten Flügeln, einem erigierten Phallus und drei Köpfen - Geier, Löwe und Mensch - dargestellt, was eine aggressive Gottheit, "mächtiger als die Götter" repräsentieren soll. 

Es war weit verbreitet, der Göttin Weihegeschenke in Form von Katzenstatuetten zu überbringen und es existiert sogar ein bekanntes Bild aus dem Neuen Reich, welches eine Katze mit einer Pfote um den Hals einer Gans zeigt - dies ist wohl als ein spielerischer Hinweis auf die familiäre Beziehung zwischen Amun - dessen heiligen Tier ja bekanntlich die Gans ist - und Mut in ihrer Gestalt als Katze. Erstaunlicherweise erscheint Mut auf offiziellen Darstellung trotz ihrer Stellung als Gemahlin des Amun weniger sexuell als eher familiär. In den Fruchtbarkeit symoblisierenden Szenen wird Amun stets mit Göttinnen wie Isis oder Hathor gezeigt, während er in formellen Sznen, die Macht und z.B. Staatsangelegenheiten betreffen, von Mut begleitet wird. 

Nach oben

 

Kult: Während des Mittleren Reiches wird Mut in Texten als "Herrin von Negeb" bezeichnet. Dieser Ort liegt im 10. oberägyptischen Gau und in der Nähe des heutigen Qaw el-Kebir. Leider ist uns nicht viel mehr über die Verbindung Muts mit diesem Ort bekannt, aber zusätzlich zu ihrer Präsenz ist Theben weiß man, daß sie auch Heiligtümer in Heliopolis und Gisa sowie einen großen Bezirk in Tanis hatte. Aber obwohl sie in den meisten Darstellungen in Tempeln oder Kapellen zusammen mit ihrem Gatten Amun abgebildet wurde, konnte sich Mut eine gewisse Unabhängigkeit bewahren. Daher besaß sie auch ein eigenes Hauptkultzentrum, nämlich im "Ischeru"-Bezirk südlich des Karnak Tempels. Das Hauptstück dieses Tempels wurde in der 18. Dynastie größtenteils von Amenhotep III. erbaut, der auch rings um diesen Bezirk viele Sachmet-Standbilder aufstellen ließ.

Mut nahm mit ihrem Gemahl an vielen großen Festprozessionen teil und wurde zu derartigen Anlässen auch in ihrer eigenen geweihten Barke transportiert. Sie besaß sogar eigene kultische Rituale, wie etwa das auf dem großen See Ischeru stattfindende "Fest der Seefahrt der Mut". Auch wurde ihre Machtstellung durch ein wichtiges Tempelritual deutlich, welches sowohl in ihrem Ischeru-Bezirk, als auch in anderen Heiligtümern dargestellt wurde: Das sog. "Niederwerfen des Apophis", die selbe feindliche Schlange, die z.B. auch Re während seiner Nachtfahrt durch die Unterwelt bedrohte. Auch ist bekannt, daß Mut ein Tempelorakel besaß, an welches sich Hilfesuchende mit Problemen wendeten.