Freizeitvergnügungen Die Jagd
Sport Brett- und Würfelspiele
Musik & Tanz Kinderspielzeug




Freizeitvergnügungen

Durch die straffe Staatsorganisation und Arbeitsteilung im Alten Ägypten war diese Kultur eine der ersten, in denen die Menschen über Freizeit verfügen konnten. Natürlich genoß die Oberschicht, da sie durch eine große Dienerschaft von allen Arten von Arbeit entlastet wurde, dieses Privileg besonders und ging den verschiedensten Freizeitvergnügungen nach, die wir im folgenden näher erläutern möchten. Aber auch das einfache Volk verstand es, sich durch einfachste Mittel ihre Freizeit zu versüßen.

Nefertari beim Senet-Spiel
Bildquelle: Ägypten - Schatzkammer der Pharaonen, National Geographic Society

Viele der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen sind in Grabmalereien dargestellt, denn die Ägypter wollten diesen Aktivitäten auch im Leben nach dem Tod nachgehen. Unter den Adligen und Reichen war die Jagd sehr beliebt. Sportliche Spiele und andere sportliche Betätigungen, unter anderem Ringen, Boxen, Stockkampf, Ballspiele, Gymnastik und Akrobatik, wurden oft in Gruppen durchgeführt. Es sind viele Zeichnungen mit Szenen von Festessen erhalten geblieben, bei denen Akrobaten und Tänzer auftraten. Auch der Tanz mit rhythmischer Begleitung durch Händeklatschen, Becken, Systrum, Glocken und Gesang war bei Feiern äusserst beliebt.

Wie auch heute besaßen die Kinder im Alten Ägypten ihrem Alter entsprechende Spielzeuge. Vor allem in Gräbern wurden eine Vielzahl davon gefunden, wie Puppen aus Leinen oder Holz, Kreisel, Gliederpuppen, Hampelmänner oder Krokodile, die das Maul öffnen und schließen konnten. Mädchen bevorzugten Ballspiele, während die Jungen Spielzeugwaffen vorzogen. Auch Geschicklichkeits- und Glücksspiele waren bekannt und beliebt.

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Die Jagd

Zwar war die Jagd im alten Ägypten als Mittel zur Nahrungsbeschaffung relativ unbedeutend, doch hatte sie große rituelle und religiöse Bedeutung. Während der gesamten Pharaonenzeit werden zwei grundlegende Jagd-Arten auf Grab- und Tempelwänden dargestellt: "Vogel- und Fischfang" und die "Großwildjagd". Bei ersterer handelt es sich im wesentlichen um Fischerei und Vogel-Jagd in kleinem Maßstab an den Ufern des Nils, während bei der letzteren Wild und Löwen in der Wüste bzw. Wildstiere, Krokodile und Nilpferde in den Sümpfen gejagt wurden. Diese beiden Kategorien entsprachen einer private bzw. königlichen Domäne und so sind Szenen des "Vogel- und Fischfangs in den Sümpfen" üblicher Bestandteil der Dekoration von Privatgräbern - aber nur in einem einzigen Königsgrab zu finden und zwar in dem des Königs Eje im Tal der Könige (WV 23).

Relief auf der Rückseite des 1. Pylonen des Totentempels Ramses III. in Medinet Habu, das den König bei der Jagd auf Wildstiere zeigt: Ramses steht in seinem Streitwagen und schleudert einen langen Jagdspeer nach einem der Stiere
Bildquelle: Lexikon des alten Ägypten von Shaw / Nicholson

Die Sümpfe des Deltas waren reich an Vögeln aller Arten, wie der Kiebitz, der rosa Flamingo, der aschfarbene Reiher, der Kranich, die Ente und die Wildgans, die alle eine vom Jäger sehr geschätzte Beute darstellten. Auf den Malereien der Gräber werden reiche Ägypter dargestellt, die mit ihren Familien die von Seerosen und Papyruswäldchen bedeckten Teiche mit zerbrechlichen Papyrusbooten befahren. Vater und Sohn werfen das Wurfholz, welches den Vogel im Flug treffen soll, während Frau und Tochter auf der Fahrt Blumen pflücken oder getötete und gefangene Völge in der Hand halten. Man jagte auch in Gruppen, in dem die Jäger Netze spannten, in denen sie ganze Vogelschwärme fingen.

Wandmalerei aus der Kapelle des Nebamun, die den Verstorbenen und seine Familie bei der Vogeljagd in den Sümpfen zeigt. 18. Dynastie, Malerei auf Stuck, Theben
Bildquelle: Lexikon des alten Ägypten von Shaw / Nicholson

Die Darstellungen von Großtaten des Pharaos bei der Jagd auf Tiere, wie etwa den Wildstier, Löwen, Elefanten und Nashörner, gehörte im Neuen Reich untrennbar zum Nimbus des ägyptischen Königtums. Die Inschriften zweier Serien von Gedenkskarabäen des Amenhotep III. schildern detailliert seine Jagd auf Wildstiere und Löwen (angeblich erlegte er während den ersten 10 Jahren seiner Herrschaft 102 Löwen), und auf dem 1. Pylon des Totentempels Ramses III. in Medinet Habu sind der König und seine Soldaten u.a. bei der Wildstier-Jagd zu sehen. Besonders die Löwenjagd gehörte wohl zu den Privilegien der ganz Großen und mancher Pharao festigte damit den Ruf von seinem Ruhm und Mut. Manche Jagden gingen sogar über die Grenzen des Reiches hinaus und so rühmte sich Thutmosis III., während seiner asiatischen Feldzüge 120 Elefanten zur Strecke gebracht zu haben.

Jagd mit Wurfholz im Papyrusdickicht, Theben, Grab des Menna, 18. Dynastie
Bildquelle: "An den Ufern des Nils von Edda Bresciani"
Ökosystem am Nil. Saqqara, Mastaba des Mereruka, 6. Dynastie
Bildquelle: "An den Ufern des Nils von Edda Bresciani"

Solche königlichen Jagden scheinen innerhalb eines eigens eingehegten Geländes stattgefunden zu haben, damit den Tieen keine Fluchtmöglichkeit blieb. Bei Ausgrabungen im nubischen Soleb fand man Spuren von Pfostenlöchern, die möglicherweise Hinweise auf die Existenz einer Einfriedung, die ein Jagdgebiet in der Größe von 600 x 300 m umschloß, geben können. Auch in einigen Privatgräbern finden sich Szenen, die den Verstorbenen bei der Jagd auf Wüstentiere zeigen, was dem Künstler die seltene Gelegenheit gab, die typischen Savannen- und Wüstenlandschaften darzustellen, in denen die Jagd stattfand.

Aber auch der Vogelfang mit Netzen wurde ein wichtiger Bestandteil der Tempeldekoration: Häufig sind der König und verschiedene Götter mit Schlagnetzen voller Vögel und Tiere abgebildet. Während diese "Szenen im Papyrusdickicht" der Privatgräber fraglos einen beliebter "Freizeitsport" der Elite wiedergeben, werden solche Szenen in Tempeln meist als Allegorie der Maat gedeutet. Durch die Jagd wird die Harmonie bewahrt: Alles Böse und Unberechenbare, wie es von den Vögeln und Tieren symbolisiert wird, die in den Netzen zappeln, wird verfolgt und in Schach gehalten.

Vogeljagdszene aus dem Grab des Nacht in Theben-West, Neues Reich, 18. Dynastie
Bildquelle: Das alte Ägypten von David P. Silverman

Darstellungen aus dem Alten Reich in den Pyramidenanlagen von Königen wie Sahura und Pepi II. zeigen den König bei der Jagd auf ein überlebensgroß abgebildetes Nilpferd, welches wohl als Inkarnation des Gottes Seth zu verstehen ist. Diese Szenen sind wohl als Begrenzung des Chaos durch den König zu sehen, wie z.B. ein Relief im Horus-Tempel von Edfu: Hier werden die Fesseln und Harpunen eines Nilpferds zur dramatischen Wiederholung des mythischen Konflikts zwischen Horus und Seth.

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Sport

Die Arten des Sports, die von den Herrschern ausgeübt wurden, sowie auch ihre ältesten Quellen stammen aus dem alten Ägypten. Gern präsentierten sich die Pharaonen dem Volk als Athleten, Krieger oder Jäger, um damit ein Beispiel und Garantie für Kraft und körperliche Ausdauer zu bieten. Der rituelle Heb-sed-Lauf - ein Hauptereignis beim königlichen Jubiläumsfest, dem Sedfest - ist eine Darbietung physischer Kraft, die dazu dient, die Erneuerung der Königsherrschaft unter Beweis zu stellen. Während des gesamten Neuen Reiches dokumentieren Texte und Bilder die Geschicklichkeit der Herrscher beim Bogenschießen, beim Zureiten der Pferde oder beim Wagenrennen. Der größte königliche Bogenschützew war Amenhotep II., der sich allen als erfolgreicher Athlet zeigte, in dem er, während er auf einem Kampfwagen steht, der in vollem Galopp von einem Pferd gezogen wird, eine Schießscheibe mit fünf perfekt darauf angelegten Pfeilen durchbohrt. Es gibt aber auch andere beliebte Sportarten und so war Ramses III. gern bei Ringkämpfen zwischen Ägyptern und Fremden (Nubiern, Libyern, Syrern) zugegen, bei denen der Ägypter natürlich immer siegte.

Schon im Alten Reich war die Ausbildung zum Steuermann Teil der Prinzenerziehung. So ließ sich in der 5. Dynastie der Prinz Chaemtenenet, Sohn des Pharao Djedkare Asosi, in Texten seiner Mastaba in Saqqara stolz als geschickter Steuermann rühmen. Ein Mal durfte er die Barke mit dem Pharao selbst an Bord in Sicherheit bringen, als der Herrscher den Fluß trotz eines mächtigen Unwetters hatte überqueren wollen, voller Vertrauen auf seinen Sohn, der am Steuer stand: "Bestimmt bist du ein echter Matrose, du fürchtest kein Unwetter auf dem Fluß", sagte er zu ihm. Und nach gelungener Überfahrt hatte er sich vom König die Bemerkung verdient: "Es war die Fahrt Res auf dem großen Himmelsmeer." Auch waren die Bewohner des Nilufers, die vornehmlich auch Fischer und Papyrussammler waren, natürlich ausgezeichnete Schwimmer und auch die Frauen machten darin keine Ausnahme.

In den Fürstengräbern von Beni Hassan können wir einzigartige Quellen verschiedener Kampfsportarten entdecken, die zu jener Zeit bei der Ausbildung der jungen Soldaten ausgeübt wurden. Nur die Regeln sind uns leider nicht erhalten geblieben, doch dokumentiert sind ein Kampf mit Stöcken, Boxkampfszenen und vor allem eine Art Freistilringkampf mit zahlreichen verschiedenen Folgen von Positionen, die uns wie Einzelbilde aus einem Film vorkommen. Es gibt auch bestimmte Szenen, die Athleten zeigen, wie sie Gewichtheben trainieren, wobei die Gewichte möglicherweise aus mit Sand gefüllten Säcken bestehen. Auch Wettkämpfe im Messerwerfen auf einen hölzernen Sockel könnten in die Darstellungen hineininterpretiert werden. Beispielsweise scheinen sich auch einige sitzende Personen im Fingerspiel herauszufordern und andere sind vielleicht mit einem Eskamotagespiel von der Art des Becherspiels beschäftigt, bei dem man herausfinden muß, unter welchem Becher sich eine Kugel befindet.

Weiteres folgt in Kürze in ausführlicher Form....!

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Brett- und Würfelspiele

Senet
Das beliebteste Brettspiel der Ägypter war Senet, das Spiel des "Durchschreitens", das sowohl auf kunstvoll gearbeiteten, mit Einlagen verzierten Spielbrettern als auch auf einfachen, in Steinblöcke geritzten quadratischen Feldern gespielt wurde. Die beiden Spieler hatten jeder eine gleiche Anzahl von Senet-Steinen, gewöhnlich sieben, die sich in Form oder Farbe unterschieden. Sie spielten auf einer Spielfläche von 30 Feldern in 3 Reihen zu je 10 Feldern, die perw (Häuser) genannt wurden. Die einzelnen Züge wurden bestimmt durch Wurfstäbe oder "Astragale" (Knöchelchen). Ziel des Senet war, die Steine über eine Reihe besonders markierter Felder, die Glück oder Unglück bedeuteten, ans Ziel zu bringen. Wandmalereien in privaten Grabkapellen zeigen gelegentlich den Toten beim Brett-Senet. Es bleibt jedoch ungewiß, ob Senet im Grab-Kontext nur der Unterhaltung des Verstorbenen diente oder einen Wettkampf mit einem ungenannten Gegner meinte und damit ein Symbol war für die Reise durch die Unterwelt.

Senet-Brettspiel, Ebenholz und Elfenbein, Kairo, Ägyptisches Museum, Grabschatz des Tutanchamun
Bildquelle: Tutanchamun Ausstellungskatalog, von Zabern Verlag

Schlangenspiel
Der ägyptische Name dieses Spieles war mhn (Ringelschlange) und ist von der Oberfläche der Kreisscheibe abgeleitet, auf der gewöhnlich eine Schlange dargestellt war, die ihren Körper in spiraligen Windungen um den Kopf gelegt hat, so daß das Schwanzende nach außen zeigt. Zuweilen ist der Schlangenkörper so gegliedert, daß man diese Abschnitte als Spielfelder auffassen könnte. Man bewegte sechs Spielsteine, drei liegende Löwen und drei liegende Löwinnen, sowie rote und weiße Kugeln. Aus einigen Darstellungen lässt sich vermuten, daß die Kugeln versteckt in die Hand genommen wuden und mittels Raten die Reichweite eines Zuges, der mit dem Löwen geführt wurde, bestimmt wurde. Daß dieses Spiel sehr alt ist, fand man heraus, als man eines davon mit einem Griff und einem konischen Sockel in der Mastaba des Hesire fand, welches aus der 3. Dynastie stammte.

Spielbrett des Schlangenspiels Mehen. Es ist aus Alabaster gefertigt, das mit Elfenbeinintarsien verziert wurde
Bildquelle: Lebensalltag zur Zeit der Pharaonen, Readers Digest

20er-Spiel
Im Neuen Reich - bis etwa zur 19. Dynastie - war es üblich, daß auf der Unterseite des Senet-Spielfeldes noch ein Spiel, das aus 20 Häusern besteht, aufgezeichnet wurde. Das Spiel wird auf einem Feld von 3 x 4 + 8 Häusern gespielt und es gibt 3 parallel verlaufende Felderreihen von je 4 Feldern. Das Spielfeld wird auf einem Feld von 3 x 4 + 8 Häusern gespielt, wobei vier Reihen zu je drei Feldern die eine Ecke bilden und ein "Steg", bestehend aus acht Häusern den restlichen Teil des Spielfeldes darstellen. Die mittlere Spalte des Spielbrettes hat insgesamt 12 quadratische Spielfelder. Leider kann man aber über die Spielregeln dieses Brettspiels noch weniger sagen als über die des Senet-Spiels.

20er-Spiel - Brett aus Elfenbein
Bildquelle: Sport und Spiel im alten Ägypten von Wolfgang Decker

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Musik & Tanz

Viele religiöse und weltliche Feiern im alten Ägypten waren von Musik und Tanz geprägt. Welche Bedeutung ihnen bereits schon in vorgeschichtlicher Zeit beigemessen wurde, kann man deutlich an den zahlreichen Darstellungen von Musikern auf spät-prädynastischen Artefakten, wie Prunkpaletten und Steingefässe, erkennen. Es wurden die verschiedensten Instrumente gespielt, die von einfachsten Elfenbeinklappern bis hin zu Harfen und Flöten häufig erklangen. Die Bedeutung der Musik im alten Ägypten wird durch die vielen Instrumente bezeugt, die sich heute in den Sammlungen der Museen befinden.

Wandmalerei aus einer theb. Grabkapelle, Musikerinnen beim Singen und Spielen verschiedener Instrumente (Lauten, Doppeloboe, Tamburin), 18. Dynastie, Malerei auf Stuck, Theben
Bildquelle: "Lexikon des alten Ägypten von Shaw / Nicholson"
Doppelflöte und Langflöte
Bildquelle: "Ägypten - Schatzkammer der Pharaonen, National Geographic Society"

Musik scheint also im alten Ägypten allgegenwärtig gewesen zu sein und obwohl sie in früher Zeit vor allem von Männern gesungen und gespielt wurde, traf das im Neuen Reich dagegen vor allem auf Frauen zu. Auch wurde der Gesang meistens von einfachen Instrumenten und Händeklatschen begleitet. Für Bankette wurden im allgemeinen professionelle Musiker und Tänzer angeheuert und auch der Tempel beschäftigte eigene Musiker und so gab es auch musizierende Priester, die vor allem die Harfe beherrschten. Die Frauen im Harem verbrachten ihre Zeit mit dem Spielen von Instrumenten und konnten somit häufig ihren Gatten bei seinen Besuchen unterhalten. Sogar der Pharao nahm bei verschiedenen Gelegenheiten im Kult an Gesang und Tanz teil, wie eine Hymne für die "goldene" Hathor bezeugt:

"Oh Goldene!
Wie schön sind diese Lieder,
wie das Lied des Horus selbst.
Pharao singt als Obersänger.
Er ist der Knabe,
der das Sistrum schüttelt.
Gebieterin,
sieh, wie er tanzt!
Frau des Horus,
sieh, wie er springt!"


Man kann altägyptische Musikinstrumente in vier große Gruppen einteilen:
Idiophone, wie Klappern, Sistren, Becken und Glocken, waren vor allem mit Kulthandlungen verbunden.
Zu den Membranophone gehörten das Tamburin, welches meist von Mädchen bei Festbanketten und bei Feiern im Freien benutzt wurde, und auch die Trommel, die eigentlich ein Militärinstrument war, das aber auch gelegentlich bei religiösen Prozessionen eingesetzt wurde.

Trompete, Kupfer sowie dazu gehöriger hölzerner Stopper, Kairo
Bildquelle: "Alltag im alten Ägypten von Manfred Reitz"
Kastagnetten (oben Holz, unten Knochen)
Bildquelle: "Ägypten - Schatzkammer der Pharaonen, National Geographic Society"

Das älteste Aerophon war die Flöte, doch gab es auch Doppelklarinetten, Doppeloboen sowieTrompeten und Hörner, die meist im Militär angewendet wurden.
Die Chordyophone bestanden wiederum aus drei Typen: der Harfe, der Laute und der Leier.

Harfenspielerin, Theben, Grab des Rechmire, 18. Dynastie
Bildquelle: "An den Ufern des Nils von Edda Bresciani"
Der blinde Harfenspieler, Theben, Grab des Nacht, 18. Dynastie
Bildquelle: "An den Ufern des Nils von Edda Bresciani"

Die Harfe war das häufigste Musikinstrument und ist schon für die ersten Dynastien belegt. Ihre Form variierte im Lauf der Zeit stark: von der Durchschnittsharfe mit sechs oder sieben Saiten bis zur Monumentalharfe mit 20 Saiten, die man stehend spielte. Die Harfen waren häufig verziert und bei den Resonanzkörpern gab es häufig größte Unterschiede.

Die ursprünglich aus Ägypten stammende Flöte ist ebenfalls ein sehr altes Instrument. Man unterscheidet hier drei Arten: Die Langflöte, die man spielte, indem man sie gegen den Arm nach hinten hielt. Die kurze, horizontale Flöte und die Doppelflöte, die einen spitzen Winkel bildet.

Andere Instrumente aus Asien wurden erst ab dem Neuen Reich benutzt und erfreuten sich großer Beliebtheit, wie die Zither und die Leier, von denen es viele verschiedene Formen gab. Die Tamburine wurden bei fast allen Veranstaltungen gespielt, ebenso wie die Klappern und die Sistren, die vor allem bei den Kultzeremonien eingesetzt wurden. Diese Instrumente haben sich wohl ursprünglich aus Waffen entwickelt, denn die frühesten zeigen noch die gebogene Form der Wurfhölzer, mit denen die Jäger sich durch die Sümpfe pirschten und die sie aufeinanderschlugen, um das Wild aufzuscheuchen, bevor sie zum tödlichen Wurf ansetzten. Mit der Zeit nahmen die Kastagnetten die Form menschlicher Hände an. Man gab Klappern auch häufig mit in die Grabausstattung, um die bösen Geister zu vertreiben, die bekannterweise bei Lärm Reißaus nehmen.

Im Laufe der Zeit entwickelte und vervollkommnete sich die Musik und im Neuen Reich spielten die Orchester abwechslungsreicher und lauter. Leider haben die Melodien die Zeit nicht überdauert, denn man spielte nach Gehör und nicht nach Noten. Dei altägyptische Trompete scheint auch das einzige antike Instrument zu sein, daß heute noch genauso klingt, wie zur Zeit seiner Erbauer. Ihr Klang war langgezogen und klagend, so daß Plutarch ihn mit dem Schreien eines Esels verglich.

Darstellungen von Frauen in Tanzhaltungen, mit über den Kopf erhobenen Armen, gab es bereits in prädynastischer Zeit. Bei Ritualen wie auch bei Festen spielte das Tanzen zweifellos eine wichtige Rolle und auch im täglichen Leben war es üblich, daß Musiker und Tänzer bei Festessen auftraten. Auch bestimmte Ritualtänze bei religiösen oder Begräbnis-Zeremonien, wie etwa die Vorführungen der mit Schurzen und Schilfkronen bekleideten mww-Tänzer bei Bestattungszügen, waren ein beliebtes Motiv und wuren relativ häufig dargestellt. In den frühen Epochen existierten auch rituelle Kriegs- und Jagdtänze, die auf früheste Vorzeit zurückgehen.

Mädchen beim Rückwärtsüberschlag, Zeichnung auf einem Ostrakon, Theben, 19. Dynastie, Kalkstein bemalt
Bildquelle: "Alltag im alten Ägypten von Manfred Reitz"
Fragment einer Wandmalerei aus dem theb. Grab des Nebamun. Es zeigt Musikerinnen und Tänzerinnen bei einem Festmahl. 18. Dynastie
Bildquelle: "Lexikon des alten Ägypten von Shaw / Nicholson"

Musik und Tanz scheinen unabdingbar miteinander verbunden gewesen zu sein, denn die Tanzszenen in Gräbern und Tempeln der Pharaonenzeit zeigen stets Musiker, die Tänzer begleiten oder Tänzer, die selbst mit Rasseln den Takt angeben. Offenbar war der Tanz im alten Ägypten der uns heute bekannten Akrobatik nicht allzu fern, denn viele Tänzer sind bei Gymnastik-ähnlichen Übungen, wie Radschlagen, Handstand oder der Brücke zu sehen. Eingehende Studien der Tanzdarstellungen haben ergeben, daß die Künstler oft Schrittfolgen bestimmter Tänzer abbildeten, von denen man inzwischen einige rekonstruieren konnte. Auffällig ist übrigens, daß man Männer und Frauen nie miteinander tanzend darstellt. Am häufigsten findet man daher Gruppen von jungen Tänzerinnen, die oft paarweise tanzen, und nur mit einem schmalen Gürtel bekleidet sind, dafür aber Perücken und Schmuck tragen. Auf einem Ostrakon trägt eine solche Tänzerin einen enganliegenden Schurz um die Lenden, der den Bauch freilässt.

Während des Festes des Min, des Sedfestes, des großen Opetfestes sowie bei der Aufrichtung des Djed-Pfeilers gab es viele Veranstaltungen, die von Tänzen begleitet wurden. Sogar die Königin selbst führte einen Ritualtanz während des Min-Festes vor. Bei den Osiris-Mysterien tanzten mit Schilfhauben gekrönte Gaukler auf burleske Weise. Es waren Zwerge, oft Pygmäen, die Expeditionen vom oberen Nil mitgebracht hatten, um aus ihnen "Gottestänzer" zu machen. Diese Zwerge, die den König unterhielten, glichen durch ihre Mißbildung Bes, dem Gott des Tanzes.

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Kinderspielzeug

Manchmal ist es recht schwierig anhand der vielen Modelle, Statuetten und Figürchen in Kult und Magie ihre Verwendung herauszufiltern. Handelt es sich hierbei um Kultgegenstände oder Puppen? Aus städtischen Siedlungen, insbesondere aus Kahun, sind einige ungebrannte Tonfiguren von Menschen und Tieren erhalten, die in das Mittlere Reich zu datieren sind und Spielzeuge sein könnten. Bei den Bällen aus Schnur oder Lumpen und den hölzernen Kreiseln, die in Siedlungen und gelegentlich in Privatgräbern ausgegraben wurden, handelt es sich fast sicher um Spielzeug. Einige relativ kunstvolle Spielsachen sind erhalten, darunter menschliche Figuren, Rasseln und Tiermodelle, wie z.B. ein Krododil mit beweglichem Kiefer, das sich heute in der Sammlung des Britischen Museums befindet. Dennoch ist es möglich, daß solche Puppen und Tonfiguren rituelle Funktionen hatten. Denkbar ist auch, daß das eine das andere nicht ausschloß. Einige Puppen könnten sowohl Kinderspielzeug als auch Fruchtbarkeitsamulette gewesen sein.

Katze, die ihr Maul aufklappte, wenn man an einer Schnur zog
Bildquelle: "Wie sie damals lebten im alten Ägypten"
Bälle aus Leder, Schilf, Stoff oder Holz
Bildquelle: "Wie sie damals lebten im alten Ägypten"
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